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Archiv-Artikel

Kulturkampf ums Vereinsrecht im Kito

Im Streit um die Kultur in Bremen-Nord geht es diesmal wieder um das Kito – die mangelnde Finanzausstattung hat den Trägerverein Altes Packhaus kopflos gemacht. Nach zwei Jahren soll es bald ein Konzept geben – irgendwann bald

Bremen taz ■ Das Kito ist das Kulturzentrum in Vegesack, das von den Kammerphilharmonikern bis Heiner Geisler und Wiglaf Droste alles, was Namen hat, nach Bremen Nord holt. Seit mehr als zwei Jahren nun hält die Bremer Kulturpolitik das Kito finanziell am ausgestreckten Arm – auf der letzten Mitgliederversammlung hatte der Vorsitzende des Trägervereins „Altes Packhaus“, der Kaufmann Stefan Kolz, sozusagen die Schnauze voll. Im vergangenen Jahr konnte er eine Überschuldung, für die er als Ehrenamts-Vorsitzer privat haften müsste, abwenden, noch einmal wollte er nicht die Verantwortung für die mangelhafte Finanzausstattung übernehmen, er legte sein Amt nieder.

Seit zwei Jahren schiebt die Kulturbehörde die Entscheidung vor sich her, was aus der Kulturszene in Bremen-Nord werden soll. Bürgerhaus, Kito und Kuba – drei Zentren nebeneinander waren zu teuer. Die Kulturstaatsrätin Elisabeth Motschmann hatte ihr Erscheinen zu der Vereinsversammlung zugesagt, kurzfristig aber abgesagt. Das ist das Elend einer Vorstadt ohne Lobby. Als der Tagesordnungspunkt „Neuwahl“ aufgerufen wurde, gab es keinen Kandidaten. In der Not machte der „Ehrenvorsitzende“ und Kito-Gründer Hermann Krauß den Vorschlag, wenigstens einen „kommissarischen Sprecher“ zu bestimmen, der allein die Aufgabe haben sollte, alsbald eine neue Mitgliederversammlung einzuberufen. Tagesordnung: Neuwahl oder Auflösung des Vereins. Mitglied Norbert Eggert erklärte sich bereit.

Die Kito-Vereinsmitglieder staunten nicht wenig, als wenige Wochen später Eggert im Vereinsregister als ordentlicher Vorsitzender auftauchte. Der Notar, der das Protokoll der Vereinsversammlung so interpretiert und die Anmeldung beglaubigt hatte, war Axel Adamietz. In einer anderen Rolle ist derselbe Adamietz von der Kulturbehörde als „Moderator“ für den Kulturkonflikt in Bremen-Nord engagiert. Eggers habe formal ihn mit der Eintragung beauftragt, sagt Adamietz, die „Kostenberechnung“ an das Kito beträgt 27 Euro 84 Cent.

Eggert stellt das etwas anders dar: Es sei das Problem gewesen, dass die Sparkasse kein Geld mehr freigibt, wenn der Verein keinen ordentlichen Vorsitzenden hat, sagt er. Adamietz habe ihm erklärt, dass man den Vereinsbeschluss so interpretieren müsse. „Wenn der das so meint – immerhin ist das sein Beruf. Die Leute „müssen ja ihr Geld kriegen“, stellt sich Eggert als Retter in der Not dar.

Dass die Sparkasse kein Geld vom Konto auszahlen würde, ist aber völliger Quatsch. Allein zeichnungsberechtigt für das Konto ist der Geschäftsführer. In Wahrheit will Adamietz, anstatt zu „moderieren“, alle Fäden der nordbremischen Kulturinstitutionen Bürgerhaus, Kuba und Kito selbst in die Hand bekommen, mutmaßen die Vereinsmitglieder des „Alten Packhaus“. Beim Bürgerhaus und Kuba hat er das schon, das Kito fehlt noch.

Das Kulturressort hält sich auf Distanz. Die diskutierte „Stiftung“ für die Kultur in Bremen-Nord – „das hat Herr Adamietz ins Leben gerufen“, sagt Kultursprecher Florian Kruse. Den „Trägerverein der Kultureinrichtungen in Bremen-Nord“ hat Adamietz gegründet – ohne die Vertreter des Kito. „Noch in diesem Quartal“ soll ein Konzept für Bremen-Nord kommen, verspricht Kruse. Entscheidend ist das Geld, also die Haushaltsberatungen, sagt Adamietz. Kolz setzt ganz auf den neuen Senator: „Wenn es jemanden gibt, vor dem ich Hochachtung habe, dann Kastendiek“, sagt er. Die „alten“ Gründer des Kito haben eine ordentliche Neuwahl für den Kito-Vorstand am 22. Februar erzwungen. Dann würde Kolz sich noch einmal zur Verfügung stellen – ein letztes Mal.

Klaus Wolschner