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TIM CASPAR BOEHME
Heute schon kann man sich auf das Konzert der Woche freuen: Im Festsaal Kreuzberg spielt am Abend nämlich Jeri-Jeri, das neue senegalesische Projekt des Berliner Produzenten Mark Ernestus. Dieser hatte sich bisher insbesondere um Techno und House verdient gemacht, sei es als Gründer und Besitzer des in elektronischen Musikfragen maßgeblichen Plattenladens Hard Wax oder durch seine gemeinsame Arbeit mit Moritz von Oswald, zunächst als Basic Channel, später als Rhythm & Sound. Der allmähliche Wechsel von Techno hin zu Dub Reggae kann als Vorbereitungsschritt auf Ernestus’ aktuelle Kollaboration mit Mbalax-Musikern aus Dakar gesehen werden. Als Ergebnis gibt es heute ohne Ende hochkomplexe Rhythmen zu hören, die so spielerisch leicht fließen, dass man völlig befreit dazu tanzen kann – ach was, muss! (Skalitzer Str. 130, 21 Uhr, 16 €).
Eine Begegnung von Lyrik und Musik der besonderen Art steht am Samstag im Ausland an. Dort ist die New Yorker Beat-Poetin Anne Waldman zu Gast. Die vielfach auszgezeichnete frühere Kollegin Allen Ginsbergs trifft dort auf die Wahlberliner Songwriterin und Wortkettenliedersängerin Susie Asado (Lychener Str. 60, 20 Uhr, 9 €).
Später am Abend lädt dann Techno-Legende Carl Craig in die Panorama Bar. Der Produzent hat unter vielerlei Namen und durch diverse gemeinsame Projekte die Geschichte der neueren elektronischen Musik entscheidend mitgestaltet, auch als DJ. Da seine Berliner Auftritte eher selten sind, sollte man sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, zumal bei dieser Gelegenheit auch ein Konzert der US-amerikanischen Disco-House-Pioniere Metro Area ansteht (Am Wriezener Bahnhof, 23.59 Uhr, 14 €).
Eine ruhigere Alternative bietet sich am Samstag und Sonntag im NK. Unter der Überschrift „I Don’t Feel at Home in This World Anymore“ kann man Filme, Bilder und Geschichten aus den Archiven von Mississippi Records und dem 2002 verstorbenen US-amerikanischen Folkloreforscher Alan Lomax sehen und hören. Das gezeigte Filmmaterial deckt die Zeitspanne von 1890 bis heute ab, die Mehrheit der Aufnahmen stammt von Lomax, der in den Jahren 1978 bis 1985 über 400 Stunden dokumentierte. Als Höhepunkte sind der erste Film mit dem Bluessänger R. L. Burnside, Split-Screen-Bilder von der Holly Springs Sacred Harp Convention von 1982 oder ein Trauerzug mit der Dirty Dozen Brass Band aus New Orleans angekündigt (Elsenstr. 52, Samstag und Sonntag, 19.30 Uhr).
■ Mehr Musik:
Manuel Göttsching, Trio Catch SEITE 3
Will Samson SEITE 11
Clang Cut Book SEITE 13