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„Unser Niveau begeistert die Leute“

Die fünf Eishockey-Auswahlspielerinnen vom OSC Berlin wollen bei den Olympischen Spielen das Fraueneishockey pushen. Läuft das erste Spiel gegen Finnland optimal, könnte eine Medaille winken. Das wäre eine Sensation

Es ist wieder Zeit für das Olympiafieber. Im Vorfeld von Olympischen Spielen ist davon stets die Rede. Die Fachwelt hat sich diese Krankheit wohl ausgedacht, um die Anspannung, die erhitzte Gemütsverfassung der Sportler – und Zuschauer in einem Schlagwort zu vereinen.

Der Eishockeynationalspielerin Susann Götz ist ganz klar Olympiafieber attestierbar: „Olympia ist der absolute Höhepunkt. Nur dafür schinde ich mich die ganze Zeit.“ Die Symptome der erfundenen Krankheit sind selten beschrieben worden. Bei Götz scheint sie einen starken Wissensdurst ausgelöst zu haben. Sie ließ sich von ihren olympiaerfahrenen Mitspielerinnen im Team, Claudia Grundmann, Anja Scheytt und Stephanie Wartosch-Kürten, vom Gänsehautgefühl bei der Eröffnungsfeier erzählen.

Zudem hat sie sich über die am 10. Februar beginnenden Spiele gründlich informiert: wann und wo andere Olympioniken auftreten, wie weit welche Wettkampfstätten von Turin entfernt liegen. Und dass es dieses Mal aufgrund der weit verzweigten Veranstaltungsorte drei olympische Dörfer gibt.

Bei den Spielen in Turin würden die fünf Auswahlspielerinnen vom Olympischen Sport-Club Berlin (OSC) gerne die allgemeine Aufmerksamkeit auf das Fraueneishockey lenken. Abgesehen von Nikola Holmes trainieren sie unter Profibedingungen. Möglich ist das, weil sie einen der zwölf Plätze einnehmen, welche die Sportfördergruppe der Bundeswehr den Eishockeyfrauen zur Verfügung stellt. Sie richten ihr Leben nach dem Eishockey aus und wünschen sich wohl auch deshalb ein wenig mehr Anerkennung.

Zwar steigere sich während der Spiele das Interesse an ihrem Sport um 100 Prozent, sagt Anja Scheytt, „aber normalerweise interessiert sich fast niemand für uns“. Entsprechend dürftig fallen die Übertragungszeiten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen aus. Die Spiele werden nur ausschnittsweise zusammengefasst.

Mit einem Medaillengewinn könnten die Frauen vielleicht Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Doch das gleicht einer Herkulesaufgabe. Gegen Teams wie die USA und Kanada sind zweistellige Niederlagen nichts Besonderes. Sie werden die Gold- und Silbermedaille unter sich ausmachen. Dahinter rangieren in der Weltrangliste Finnland und Schweden. Gegner, die noch nie bezwungen wurden. Doch relativ knappe Ergebnisse, wie die 1:3-Niederlage bei der letzten Olympiade gegen Finnland, machen Mut. Wenn dieses Mal am 11. Februar im ersten Spiel gegen Finnland alles optimal läuft, dann könnten sie um eine Medaille mitspielen und der Sportart zu einem Aufschwung verhelfen.

Die Spielerinnen vom OSC Berlin sind überzeugt, dass man das Publikum und das Fraueneishockey nur zusammenführen müsste, um den Sport populärer zu machen. „Wir spielen auf einem Niveau, das die Leute, die uns zum ersten Mal sehen, total begeistert. Im Endeffekt muss der Sport sich nur besser verkaufen, um Erfolg zu haben“, sagt Nikola Holmes. Vergangenen November besiegten die Frauen in Ravensburg in einer begeisternden Partie sensationell die U-23-Auswahl von Kanada. Die Frauen des OSC Berlin erzählen stolz, dass sich nun aus der verzückten Zuschauerschar eine Busgemeinschaft gebildet habe, die extra zum Spiel gegen Finnland nach Turin reisen werde.

JOHANNES KOPP

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