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Archiv-Artikel

Iran plant zwei neue Urananreicherungsanlagen

ATOM Insgesamt stehen sogar 20 Standorte zur Wahl. Offizieller Grund: Brennstoffe für geplante AKW

BERLIN taz | Iran hat den Bau von zwei weiteren Anlagen zur Anreicherung von Uran angekündigt. Wie der Direktor der iranischen Atombehörde, Ali Akbar Salehi, gestern der iranischen Nachrichtenagentur Isna mitteilte, soll der Bau im neuen iranischen Jahr, das am 21. März beginnt, in Angriff genommen werden.

Salehi verwies auf Präsident Ahmadinedschads Beschluss vom vergangenen November, zehn neue Anreicherungsanlagen zu bauen. Nun habe seine Behörde 20 geeignete Orte ausgesucht und die Vorschläge Ahmadinedschad vorgelegt. Der habe sich nun erst einmal für zwei Orte entschieden. „Die Orte befinden sich in den Bergen und sind damit vor möglichen militärischen Angriffen sicher.“

Nach Angaben von Salehi werden die neuen Anlagen kleiner sein als die in Natans, jedoch dieselbe Leistung erbringen. Denn in den neuen Anlagen würden moderne Zentrifugen eingesetzt. Zuvor hatte Ahmadinedschad erklärt, Iran strebe den Einsatz von rund einer halben Million Zentrifugen an. Die zehn neuen Anlagen, die für die nächsten Jahre geplant sind, sollen den Bedarf für mehrere geplante Atomkraftwerke mit einer Kapazität von 20.000 Megawatt decken. Gegenwärtig gibt es im Iran ein einziges Atomkraftwerk, das Russland in Buschehr im Süden des Landes baut und das noch in diesem Jahr fertig werden soll. Russland liefert dafür auch den Brennstoff.

Wozu Iran bereits jetzt neue Urananreicherungsanlagen benötigt, bevor überhaupt mit dem Bau neuer Kraftwerke begonnen worden ist, bleibt ein Rätsel. Das Vorhaben könnte den Verdacht des Westens verstärken, Iran plane den Bau von Nuklearwaffen. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) hatte mit ihrem jüngsten Bericht letzte Woche der Befürchtung neue Nahrung gegeben. Der neue IAEO-Generaldirektor Yukia Amano sprach in diesem Bericht von „in sich schlüssigen und glaubhaften“ Informationen zu möglichen Aktivitäten, die im Zusammenhang mit Nuklearwaffen stehen könnten. Demgegenüber hatten US-Geheimdienste 2007 die Ansicht vertreten, Iran habe bereits 2003 sein Atomwaffenprogramm aufgegeben. Iran bestreitet, den Bau von Atombomben je geplant zu haben. Revolutionsführer Ali Chamenei beteuerte, dass solche Waffen aus Sicht der islamischen Religion nicht zulässig seien.

Die neue Ankündigung aus Teheran wird vermutlich den Atomkonflikt zusätzlich eskalieren. Westliche Staaten, allen voran die USA, fordern härtere Sanktionen gegen den Iran. China und Russland lehnen dies bislang ab.

BAHMAN NIRUMAND