: Warum nicht freuen, dass wir mehrere sind?
TIERE Die Forderung nach Persönlichkeitsrechten für andere Arten verursacht viele Kommentare
Wir Menschen sind vertraut mit dem Begriff einer Person; wir wissen, was es bedeutet, eine Person zu sein, haben Respekt vor anderen Personen und betrachten sie als gleichberechtigt. Warum fällt es schwer, zu akzeptieren, dass sich auch andere Tierarten auf das Niveau von Personen entwickelt haben?
Liest man die Kommentare zu meinem Artikel vom 1. Juni hier in der taz, ist man zunächst vom breiten Spektrum der Meinungen überrascht. Dem einen fehlen die Referenzen und er vermisst die inhaltliche Tiefe. Ein anderer schreibt, wer den Inhalt nicht versteht, sollte daraus nicht folgern, dass der Text inhaltslos ist. Für wieder andere gibt es Grund, über den Fleischkonsum nachzudenken. Ein Artikel über mein Buch am vergangenen Wochenende beim österreichischen Standard (www.derstandard.at) generierte innerhalb von 48 Stunden über 600 Kommentare. Was bitte macht die These so kontrovers? Mein Buch „Persönlichkeitsrechte für Tiere“ beschreibt den aktuellen Kenntnisstand in der Wissenschaft und legt eine, aus meiner Sicht, ethisch wertvolle Interpretation nahe. Nicht mehr und nicht weniger. Die über 300 Referenzen, zum überwiegenden Teil geprüfte wissenschaftliche Artikel, habe ich mir nicht ausgedacht, sie enthalten den gegenwärtigen Kenntnisstand.
Alles, was ich vorschlage, ist: Benutzen wir unsere Fähigkeit zu akkumulierter Kultur, lernen wir von anderen und bauen wir auf diesem Kenntnisstand unser Weltbild auf! Dieses Weltbild unterliegt zwangsläufig einer permanenten Veränderung. Nur ein Beispiel: In einem Kommentar wurde argumentiert, dass Tiere nicht zwischen Wasser und Weihwasser unterscheiden, keine Höflichkeitsregeln kennen und keine Nahrungstabus einhalten. Alles kulturelle Leistungen!
Gestatten Sie mir ein bisschen Eigenwerbung: Auf der Webseite www.walrecht.de gibt es nicht nur die Möglichkeit, eine Deklaration zum Personenstatus von Walen und Delfinen zu unterzeichnen, sondern auch 50 Seiten Bonusmaterial zu meinem Buch. In einem der drei Kapitel geht es um Kultur im Tierreich. Sie werden überrascht sein zu lesen, dass die Orca-Kultur Nahrungstabus bereits seit mehreren hunderttausend Jahren kennt. Und dies ist nur ein Beispiel von vielen. Das gebetsmühlenartige Festhalten an bestehenden Vorstellungen wie: „Nur Menschen (Homo sapiens) können Personen sein“ erinnert an tiefstes Mittelalter: Weil nicht wahr sein kann, was nicht wahr sein darf. Freuen wir uns doch darüber, dass wir nicht alleine sind! KARSTEN BRENSING Wissenschaftler der Walschutzorganisation WDCS