LUTZ MOHAUPT, PARLAMENTSPASTOR
: Der Herr der Worte

■ Der Protestant ist promovierter Theologe, emeritierter Hauptpastor, ehemaliger Sprecher des Senats und parteilos  Foto: dpa

Es ist ja nicht so, dass Lutz Mohaupt nur Pastorales von sich gäbe. So ist ein Satz von ihm überliefert, der ihn heute reuen könnte: „Ruhestand ist echt geil“, verkündete er vor zwei Jahren strahlend. Da hatte der Theologe gerade seinen Posten als Sprecher des Hamburger Senats aufgegeben und war als Pensionär zum Feierabendparlamentarier in der Hamburgischen Bürgerschaft geworden. Heute wird der 67-Jährige deren Präsident – und das ist ein Vollzeitjob.

Wie er ihn auszufüllen gedenkt, das mag niemand so recht beantworten. Sein Ex-Sprecher sei eine „exzellente Wahl“, glaubt Bürgermeister Ole von Beust. Dass er zumindest „als Parteiloser nicht in die Personal-Ränke der CDU verstrickt“ sei, hofft SPD-Oppositionsführer Michael Neumann. Alle Abgeordneten werden sich mit dem Parlamentspastor „wohlfühlen“, das erwartet wiederum CDU-Fraktionschef Frank Schira, der Mohaupt vorgeschlagen hat.

Wobei es unterschiedliche Aussagen darüber gibt, wie viel Überredungskunst Schira hat aufwenden müssen, um Mohaupt die Nachfolge des langjährigen Amtsinhabers Berndt Röder schmackhaft zu machen. Dieser war am Wochenende über sein „Wintergate“ gestürzt. Er hatte seine Wohnstraße von der Stadtreinigung besenrein kehren lassen, während seinen WählerInnen weiterhin waghalsige Expeditionen über vereiste Bürgersteige zugemutet wurden.

Solch Selbstherrlichkeit ist Mohaupt fremd. Immer wieder hat er in seinen 25 Jahren als Pastor an St. Jacobi, einer der fünf Hamburger Hauptkirchen, das Dienende betont. Und in seinen zwei Jahren von 2005 bis 2007 als Leiter der Staatlichen Pressestelle definierte Mohaupt seinen Job so: „Ich bin nicht der, der Politik gestaltet, sondern der sie vermittelt.“ Als Theologe habe er ja Erfahrung damit, „Texte zu interpretieren und Botschaften in eine Form zu gießen“.

Mitunter tat er das derart nachhaltig, dass er sich bei Journalisten den Ruf erwarb, so lange zu interpretieren, bis keine Botschaft mehr übrig blieb. Was ihn nach eigener Einschätzung zum neuen Amt qualifiziert: „Da wird man viel reden müssen“, erwartet Mohaupt. „Das kann ich, glaube ich, ganz gut.“ SMV