: Doppelt hält besser
Der Fußball-Bund entscheidet heute eine brisante Personalie. Ein technischer Direktor soll her. Zwei Kandidaten stehen bereit. Womöglich nimmt der DFB beide, Bernhard Peters und Matthias Sammer
VON MARKUS VÖLKER
Auf der Internetseite des Deutschen Fußball-Bundes strahlen sie gemeinsam in die Kamera: Jürgen Klinsmann und Theo Zwanziger, der Bundestrainer und der Präsident des DFB. Klinsmann lächelt so unschuldig-bubenhaft, dass man glaubt, er könne kein Wässerchen trüben. Zwanziger schmunzelt altväterlich-milde. Was für ein hübsches Bildchen: Großväterchen Fußball und der bisweilen freche Enkel haben sich lieb. Keine Spur von Kontroverse oder Zwist ist auf dem goldigen Schnappschuss zu erkennen. Dabei hätte man anderes erwarten können – nach der Diskussion um den Posten des technischen Direktors. „Am guten Verhältnis zwischen Jürgen Klinsmann und mir wird sich nichts ändern. Auch in Übereinstimmung mit Oliver Bierhoff haben wir ganz klar die gemeinsame Zielrichtung, den sportlichen Bereich im DFB weiterzuentwickeln“, steht da geschrieben. Noch Fragen?
Heute kommt das Präsidium des DFB in Frankfurt am Main zusammen. Man berät über den neuen Direktor. Klinsmann will den Hockeytrainer Bernhard Peters durchsetzen. Zwanziger favorisiert eher den Fußballtrainer Matthias Sammer. Damit kein Streit aufkommt und man auch in Zukunft gemeinsam strahlen kann, will Zwanziger Sammer und Peters einstellen. Sie sollen sich die Aufgaben teilen, Peters der Mann für die Visionen und das größere Ganze werden, Sammer eher an der Basis arbeiten.
In den Zeitungen wird von „Machtkampf“ und „Theater“ geschrieben. Klinsmann gegen Zwanziger, dieses Duell wird stilisiert, vor allem von den Boulevardblättern. Immer noch ist man im 14-köpfigen DFB-Präsidium leicht empört darüber, dass die Planungen nach außen gedrungen sind. „Es ist fatal, dass die Personalie öffentlich geworden ist, so stehen alle Beteiligten unter einem ernormen Handlungszwang, der keine Sachentscheidung mehr zulässt“, sagt Präsidiumsmitglied Wolfgang Holzhäuser, zugleich Geschäftsführer von Bayer Leverkusen.
Da die Sache aber nun einmal in den Medien war, machte Klinsmann Propaganda für seinen Mann. Der DFB, derart überrumpelt, schickte den Strohmann Sammer ins Rennen, einen Kandidaten, den Klinsmann schon vor Wochen aussortiert hatte und den er nicht in seinem Kreis haben will. Dort platziert er gewöhnlich Leute, denen er voll vertraut und von denen er unbedingte Loyalität erwartet. Sollte Sammer im Doppelpack kommen, dann sicherlich nicht in den inner circle des Bundestrainers. Er müsste sich vielmehr um den Nachwuchsbereich kümmern. Dort ist ohnehin eine Stelle nach dem Weggang von Michael Skibbe vakant.
Holzhäuser hätte nichts gegen einen Quereinstieg von Peters in die Welt des Rundleders. „Es geht nicht nur primär um Fußballsachverstand, sondern auch um interdisziplinäres Know-how, um Psychologie und so weiter.“ Wenn ein guter Mann zu haben sei, dann sollte man nicht lang zögern, so Holzhäuser im Gespräch mit der taz.
Franz Beckenbauer hat sich derweil auch mit der Doppellösung arrangiert. „Diesen Job kann einer allein kaum bewältigen. Für den wissenschaftlichen Teil kann ich mir Peters vorstellen und Sammer für die Arbeit am Mann“, sagte Beckenbauer in einem Interview. Präsidiumsmitglied Karl Schmidt, zuständig für „gesellschaftspolitische Aufgaben“ im DFB, sagt: „Ein Mann mit großer Erfahrung im Bereich des Leistungssports kann eine Bereicherung sein.“ Er scheint ebenso die Kompromisslösung vorzuziehen, allerdings, kritisiert er, hätte über den Posten des technischen Direktors nicht jetzt diskutiert werden müssen: „Das hätte noch Zeit gehabt.“
Karl-Josef Tanas, der das Präsidium mit anderen Sportverbänden vernetzt, meint: „Eine Doppellösung ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Peters ist ein guter Mann, aber wir haben im Fußball genug eigene Leute.“ Doch wenn die Präsentation von Klinsmann überzeugend sei, wolle er sich der salomonischen Lösung nicht verschließen.
Es sieht so aus, als hätte Jürgen Klinsmann sein kalifornisches Domizil nicht umsonst verlassen. Prächtige Strahlemann-Motive werden sich in Frankfurt sowieso ergeben.