: Erneut Tote bei Protesten in Afghanistan
Die afghanische Polizei hat vor einem norwegischen Nato-Stützpunkt das Feuer auf demonstrierende Muslime eröffnet und dabei vier Menschen getötet. Ein Behördensprecher sagte gestern, die Menge habe aus Protest gegen die in westlichen Zeitungen veröffentlichten Karikaturen von Mohammed versucht, den Stützpunkt in Majmana in der nordwestlichen Provinz Farjab zu stürmen. „Einige haben Schusswaffen eingesetzt“, sagte der Sprecher. Auch Granaten und Brandsätze wurden geworfen. Zwei norwegische Soldaten wurden leicht verletzt. Die Vereinten Nationen (UN) kündigten an, nicht dringend benötigtes Personal abzuziehen. „Die Situation ist weiter außer Kontrolle“, sagte ein Sprecher des norwegischen Militärs. Die norwegischen Soldaten hätten Tränengas eingesetzt und F-16 Kampfflugzeuge überflögen das Gebiet, um Stärke zu demonstrieren. Auch aus Dschalalabad, Herat und der Hauptstadt Kabul wurden Proteste gegen die Karikatur-Veröffentlichungen gemeldet. (RTR)
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Im pakistanischen Peschawar protestierten mehr als zweitausend Menschen gegen die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen in westlichen Zeitungen. „Alle islamischen Länder sollten ihre diplomatischen Beziehungen zu Dänemark abbrechen, bis es sich öffentlich bei allen Muslimen entschuldigt hat“, forderte der Chef der dortigen Provinzregierung, Akram Durrani. Demonstranten riefen, die Karikaturisten sollten „aufgehängt“ werden. Angesichts anhaltender Proteste in Indonesien und aus Sorge vor einer Eskalation der Gewalt rief die dänische Botschaft in Jakarta ihre Landsleute zum Verlassen des Landes auf. (AFP)
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Dem Chefredakteur der polnischen Tageszeitung Rzeczpospolita, Grzegorz Gauden, droht die Entlassung. Die Zeitung hatte, wie berichtet, in ihrer Ausgabe vom vergangenen Samstag die umstrittenen Mohammed-Karikaturen abgedruckt. Der Herausgeber der Rzeczpospolita, Andrzej Liberadzki, hat deswegen den Chefredakteur scharf kritisiert, meldete die österreichische Nachrichtenagentur APA. Danach wolle Liberadzki nicht ausschließen, dem Verlagsvorstand vorzuschlagen, sich von Gauden zu trennen.
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Nach hartem internen Streit hat die linke Antirassismusorganisation MRAP in Frankreich Klage gegen France Soir eingereicht, wegen des Abdrucks der angeblich rassistischen Karikaturen. Gleichzeritig beantragte der französische Muslimrat ein Auslieferungsverbot der linken Satirezeitung Charlie Hebdo, die jeden Mittwoch erscheint. Morgen will Charlie Hebdo sämtliche umstrittenen Karis veröffentlichen. (dora)
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Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Ayyub Axel Köhler, hat den Ärger über die Mohammed-Karikaturen für berechtigt bezeichnet, Ausschreitungen aber verurteilt. Einer Zeitung gegenüber sagte er: „Gewalttätige Ausschreitungen sind unislamisch.“ (DPA)