: Müde AKW-Gegner
Atom-Lobby tritt bei ihrer diesjährigen Wintertagung selbstbewusst auf. AKW-Gegner weiter in einer Flaute
Auch in diesem Jahr wird eine kleine Gruppe von UmweltschützerInnen trotzig die Fahne mit der gelben Anti-AKW-Sonne vor dem weiträumig abgesperrten Maritim-Hotel in Mitte in die Luft halten. Denn alljährlich Anfang Februar führt das Deutsche Atomforum seine zweitägige Wintertagung durch. Seit gestern tagt die illustre Runde aus Politik, Wirtschaft und Wirtschaft.
Eigentlich sollte der Protest Zulauf haben. Denn seit die Grünen Opposition sind und die CDU immer wieder betont, dass sie die AKW-Laufzeiten gern verlängern würde, treten Atomlobbyisten mit einem neuen Selbstbewusstsein auf. Das diesjährige Programm des Atomforums, das 1959 gegründet wurde, um die gesellschaftliche Akzeptanz für die Nutzung der Atomkraft zu erhöhen, trägt dem Rechnung. „Die Macht des Fernsehens nutzen – mit einer dramatisierten Dokumentation das öffentliche Bewusstsein und die Diskussion fördern“, heißt etwa der erste Programmpunkt.
Ob dieses neue Selbstbewusstsein mehr Protestierende auf die Straße bringt, bezweifelt eine Aktivistin der Anti-AKW-Gruppe an der Technischen Universität Berlin. „Wir sind noch im Bewegungstief“, fürchtet sie. Sie könnte Recht behalten. „Wir haben nicht vor, zur Wintertagung Stellung zu nehmen“, heißt es in der Pressestelle des Berliner Landesverbandes der Grünen. Auch die Grüne Jugend und die grüne Bundespartei werden sich an den Protesten nicht beteiligen. Man setze andere Prioritäten in der Umweltpolitik, sagt eine Sprecherin vom Bundesvorstand der Ökopartei. „Aber wir planen gemeinsam mit den grünen Schwesterparteien in anderen europäischen Ländern am 16. Februar eine öffentliche Aktion zum ersten Jahrestag des Inkrafttretens des Kioto-Protokolls.“
Die Abstinenz der Grünen könnte durch neue Bündnispartner wettgemacht werden. Unter dem Motto „Erneuerbare Energien statt Atomfantasien“ wollen sich in diesem Jahr Mitglieder der Bundestagsfraktion der Linkspartei beteiligen. Anti-AKW-Aktivist Wolfgang Bischof sieht in den Protesten auch eher ein Warm-up für größere Aktionen zum 20. Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe Ende April. PETER NOWAK
Demo heute 15 Uhr, Ecke Friedrichstraße/Unter den Linden.Weitere Infos unter: www.stoppatom.de