: Demonstration vor Dänischer Botschaft
Muslime wollen morgen gegen die Mohammed-Karikaturen auf die Straße gehen. Als Anmelder fungiert eine bisher unbekannte Einzelperson. Der Aufruf könnte aber auch aus Kreisen Iran-treuer islamischer Vereine kommen
Die rot-weißen Absperrgitter vor der Dänischen Botschaft stehen schon bereit. Morgen wollen nun auch in Berlin Muslime gegen die Karikaturen über den Propheten Mohammed auf die Straße gehen. Die Versammlung soll in der Zeit zwischen 13 und 15 Uhr vor dem Komplex der Nordischen Botschaften in Tiergarten stattfinden. Als Anmelder sei eine „Einzelperson“ aufgetreten, sagte gestern ein Polizeisprecher. Der Mann, dem Vernehmen nach ein gebürtiger Araber, sei den Behörden nicht näher bekannt. Der Anmelder rechne mit bis zu 500 Teilnehmern.
Ob die Kundgebung möglicherweise von Gruppen initiiert wurde, ist den Sicherheitsbehörden nicht bekannt. Auch einem Flugblatt in deutscher und türkischer Sprache, das der taz vorliegt, sind keinerlei Hinweise auf die Veranstalter zu entnehmen. Unter der Überschrift „Liebe Brüder und Schwestern im Islam!“ werden darin „alle Moslems“ zur Kundgebung vor der Dänischen Botschaft aufgerufen. „Wir müssen die Werte unserer Religion beschützen, egal wo wir leben.“
Islamischen Kreisen zufolge könnte der Aufruf zu der Demonstration aus dem Umfeld Iran-treuer schiitisch-islamischer Vereine in Berlin kommen. Sie gelten auch als Mitorganisatoren der einmal jährlich in der Stadt stattfindenden antiisraelischen Al-Quds-Demonstration. Der Al-Quds-Tag wurde vom iranischen Revolutionsführer Ajatollah Chomeini begründet, der Muslime in der ganzen Welt am Ende des Fastenmonats Ramadan zu Demonstrationen gegen Israel und für die „Befreiung“ Jerusalems aufrief.
Die islamische Föderation will sich an dem Aufmarsch vor der Botschaft nicht beteiligen. „Wir haben uns von Anfang an gegen Demonstrationen ausgesprochen“, sagt der Sprecher der Föderation, Burhan Kesici. „Wir suchen keinen Anlass zu Konfrontationen, sondern wollen Probleme auf der intellektuellen Ebene lösen.“
Klare Worte kommen auch vom Sprecher der Ibmus (Initiative Berliner Muslime), Mohammad Abdurazzaque: „Wir haben von Anfang an gesagt: keine Demo. Und wir fordern auch die anderen Gemeinden auf, sich nicht zu beteiligen.“
Auch Inssan, ein Verein für Muslime jeder Herkunft, will nicht mitmachen. Grund für die Zurückhaltung anderer muslimischer Organisationen ist nicht zuletzt die Angst davor, dass es bei einer Demo doch zu genau den Gewalttätigkeiten kommt, die man verhindern will.
Anhaltspunkte für geplante Gewaltaktionen scheint die Polizei derzeit aber nicht zu haben. Andernfalls wäre die Kundgebung verboten worden. Damit es zu keiner bösen Überraschung in Form von Steine- oder Flaschenwürfen kommt, stehen die Absperrgitter bereit. AWI, PLU