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Archiv-Artikel

Dresdner Bank bleibt zu Hause

Die Studie zur NS-Geschichte der Dresdner Bank wird in ihrer Firmenzentrale vorgestellt. Damit hat der Protest des Zentralrats der Juden Erfolg. Erst sollte sie im Jüdischen Museum gezeigt werden

von Martin Reischke

Das umstrittene Colloquium zu einer Studie über die NS-Vergangenheit der Dresdner Bank wird nicht im Jüdischen Museum stattfinden. Damit gibt die Bank dem Zentralrat der Juden nach. Dieser hatte die Wahl des Veranstaltungsorts in den vergangenen Tagen heftig kritisiert.

Stattdessen soll die Studie in der Haupstadtrepräsentanz der Dresdner Bank am Pariser Platz vorgestellt und diskutiert werden. „Mit dieser Entscheidung wollen wir verhindern, dass das Jüdische Museum in einen Streit um die Angemessenheit des Veranstaltungsorts hineingezogen wird“, sagte der Vorsitzende der Eugen-Gutmann-Gesellschaft, Michael Jurk. Die Gesellschaft, 2002 von der Dresdner Bank gegründet, veranstaltet mit dem Münchner Oldenbourg-Verlag das Colloquium.

Schon im Frühjahr 2005 hatte der Direktor des Jüdischen Museums, Werner Michael Blumenthal, der Dresdner Bank die Einladung zu dem Colloquium angeboten. Entsprechend verhalten war deshalb seine Reaktion auf die Absage der Bank: „Ich bedaure, dass das Colloquium nicht im Jüdischen Museum stattfinden wird, respektiere aber die Entscheidung der Eugen-Gutmann-Gesellschaft“, sagte Blumenthal.

In den vergangenen Tagen wurde gemutmaßt, der Ort der Veranstaltung könnte in Zusammenhang mit Spenden der Dresdner Bank an das Jüdische Museum stehen. Sowohl Blumenthal als auch die Dresdner Bank wiesen diese Darstellung zurück. Beide Seiten betonen, die Bank sei ein langjähriger Förderer des Museums.

Die neue Studie, die von dem Historiker Klaus-Dietmar Henke herausgegeben wird, kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Dresdner Bank durch eine „offene Mittäterschaft“ am Holocaust mitschuldig gemacht habe. Die Studie wurde von der Bank selbst in Auftrag gegeben.

Der Zentralrat der Juden zeigte sich erleichtert über das Einlenken der Dresdner Bank. „Wir hätten uns die öffentliche Auseinandersetzung sparen und stattdessen auf die inhaltliche Diskussion der vorgelegten Studie konzentrieren können“, sagte Zentralratsvize Salomon Korn. Die Forschungsarbeit selbst und auch die Absicht der Dresdner Bank, sich ihrer Geschichte zu stellen, sei lobenswert und verdiene Anerkennung. Zuletzt hatte Korn kritisiert, die Einbeziehung des Jüdischen Museums habe den „Beigeschmack einer kalkulierten Vereinnahmung“.

Einige Mitglieder des Zentralrats – unter ihnen auch Korn und Präsident Paul Spiegel – hatten die Teilnahme an dem Symposium abgesagt, nachdem sie von dem geplanten Veranstaltungsort erfahren hatten. Ob sie nach der neuen Entscheidung nun doch teilnehmen werden, steht noch nicht fest.

Gideon Joffe, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Berlin, wollte ebenfalls auf die Teilnahme am Colloquium verzichten. Nun zeigte er sich versöhnlich: „Ich finde es gut, dass die Dresdner Bank auf die Sensibilität der Jüdischen Gemeinde Rücksicht nimmt.“ Allerdings sei es traurig, dass dieses Ergebnis erst nach langer Diskussion zustande gekommen sei.

Auch der Leiter des Moses-Mendelssohn-Zentrums der Uni Potsdam, Julius Schoeps, war zufrieden mit dem Einlenken. „Die ursprüngliche Planung war instinktlos von beiden Seiten. Diese Veranstaltung passt nicht ins Jüdische Museum“, sagte Schoeps. Er hat jedoch noch ein anderes Problem mit der Studie. „Die Bank selbst hat Historiker beauftragt, Geschichte zu schreiben“, sagte Schoeps. „Wissenschaftlich ist die Arbeit sicherlich korrekt, trotzdem finde ich das instinktlos.“ Zum Colloquium am 17. Februar wird er nicht kommen: Er ist nicht eingeladen.