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Archiv-Artikel

Uneingeschränkter Flugverkehr

betr.: „Letzter Aufruf Schönefeld“, taz vom 7. 2. 06

Politisch sticht wohl vor allem ein Argument: Zwar würden künftig in der Schönefelder Umgebung viele Menschen mit zusätzlichem Flugverkehr belastet – entlastet würden aber deutlich mehr Menschen in dicht besiedelten Berliner Bezirken.

Dazu Folgendes: In Berlin ist es spätestens seit der „Gemeinsamen Empfehlung“ vom Mai 1996 üblich, die Eignung von Flughafenstandorten durch das Vergleichen der „Anzahl der Betroffenen“ zu beurteilen. Besonders Politiker greifen gern zu solchen Zahlen, um den Laien klarzumachen, welcher Standort besonders geeignet ist. Abgesehen von den methodischen und fachlichen Fehlern dieser Betrachtungsweise bleibt das tatsächliche Ausmaß der zukünftigen Belastung durch Fluglärm dabei völlig unbeachtet.

Für den neuen BBI in Schönefeld sind rund 360.000 Flugbewegungen pro Jahr zugrunde gelegt worden, obwohl sich auf diesem Flughafen jährlich bis zu etwa 550.000 Flugbewegungen abwickeln ließen. 360.000 Flugbewegungen pro Jahr sind etwa das 1,6-Fache aller Flugbewegungen im Jahre 2004 auf allen Berliner Flughäfen zusammen. Für einen Anwohner in Schönefeld steigt damit die Anzahl der jährlichen Flugbewegungen nach dem Bau des geplanten BBI gegenüber 2004 etwa auf das 7,5-Fache. Er wird zukünftig einer Fluglärmsituation ausgesetzt sein, die weit über dem liegt, was man bisher jemals an einem der Berliner Flughäfen erleben konnte – mindestens rund 1.000 Flugbewegungen in 24 Stunden und dabei ein auch nachts praktisch uneingeschränkter Flugverkehr! Kein ernst zu nehmender Mensch nimmt eine solche Verschlechterung seiner Lebensverhältnisse widerstandslos hin, auch dann nicht, wenn er dafür von Politikern vergoldete Landschaften und einen Arbeitsplatz versprochen bekommt. GUNNAR SUHRBIER, Berlin

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