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Archiv-Artikel

VW-Chefs ziehen Kostenschraube an

„Umstrukturierungen“ bei VW könnten bis zu 20.000 Mitarbeiter betreffen. Kündigungen nicht geplant

WOLFSBURG taz ■ Der Volkswagenkonzern floriert: 2005 konnte er seinen Gewinn vor Steuern um 70 Prozent steigern – von 1,64 Milliarden auf 2,79 Milliarden Euro. Dennoch setzt Europas größter Autobauer in den traditionellen deutschen VW-Werken den Rotstift an. VW-Chef Bernd Pischetsrieder kündigte gestern in Wolfsburg ein tief greifendes Umstrukturierungsprogramm für die Kernmarke VW an, von dem bis zu 20.000 Mitarbeiter betroffen sein können. Es gehe „nicht darum 20.000 Leute abzubauen“, sagte er. Man wolle aber die Produktivität an den traditionellen Standorten „auf das internationale Maß bringen“.

Im Vergleich zu anderen Standorten des Konzerns würden die traditionellen deutschen VW-Standorte „durchaus sehr hohe Verluste erwirtschaften“, betonte der VW-Chef. Die Exporte aus den deutschen VW-Werken auf die internationalen Märkte seien „nach wie vor nicht profitabel“. Die Konzernmarke Volkswagen habe deswegen insgesamt ihr Ergebnis im vergangenen Jahr nur leicht verbessert und bewege sich immer noch „in der Größenordnung der Nulllinie“. Die Zukunft der Arbeitsplätze in den traditionellen deutschen VW-Werken hänge jedoch von deren Exportfähigkeit ab.

Es sei daher „zwingend notwendig ein Restrukturierungsprogramm auf die Bahn zu bringen“, meinte der VW-Chef weiter. Man wolle wettbewerbsfähige Arbeitskosten erreichen und die Werke durch „Kapazitätsanpassung“ voll auslasten. Insbesondere in den Fahrzeugmontagewerken wolle man Produktivitätsdefizite beseitigen.

Verbessern will Pischetsrieder auch die Wettbewerbsfähigkeit der VW-Standorte in Deutschland, die Fahrzeugkomponenten fertigen. Dabei sei nicht geplant, diese Fabriken zu schließen, meinte er. Auch an einen Verkauf werde anscheinend nicht gedacht. Es gehe „darum festzustellen, welche Standorte mit welchen Maßnahmen wettbewerbsfähig zu machen sind“.

Zu Einzelmaßnahmen wollte sich der VW-Chef nicht äußern. Die konkreten Entscheidungen werde er zunächst mit dem Tarifpartner IG Metall und dem Betriebsrat besprechen. Betriebsbedingte Entlassungen schloss Pischetsrieder aus. „Wir haben einen Tarifvertrag, und es ist nicht beabsichtigt, den zu kündigen. Und unser Tarifvertrag schließt betriebsbedingte Kündigungen aus“, betonte er. In dem Tarifvertrag aus dem Jahr 2004 hatten VW und IG Metall bis Ende 2011 ein Beschäftigungsniveau von rund 103.000 Mitarbeitern in Westdeutschland vereinbart.

Das bereits im Vorjahr in Angriff genommene Sparprogramm ForMotion hat nach Angaben des Unternehmens mit 3,5 Milliarden Euro zur Ergebnisverbesserung 2005 beigetragen. Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen verbesserte sich um 54,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 3,1 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis des Konzernbereichs Automobile liege bei rund 1,9 Milliarden Euro und damit 1,2 Milliarden Euro über dem Vorjahr. Der Gewinn nach Steuern stieg um 60,7 Prozent auf 1,12 Milliarden. Der Absatz verbesserte sich um 3,2 Prozent auf 5,24 Millionen Fahrzeuge.

JÜRGEN VOGES