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Archiv-Artikel

„Überall ist Taksim“ mobilisiert Europa

SOLIDARITÄT Mindestens 40.000 Menschen demonstrieren in Köln für die Demokratiebewegung der Türkei und die Menschenrechte

KÖLN taz | Ein Fahnenmeer ergießt sich über den Kölner Heumarkt. Der Platz vor der Reiterstatue von Friedrich Wilhelm III. ist überfüllt. Doch mehr Menschen strömen zu der Kundgebung der Alevitischen Gemeinde Deutschlands (AABF) am Samstag in Köln. Mit 30.000 TeilnehmerInnen hat der Veranstalter gerechnet, mindestens 40.000 werden es. „Tayyip, istifa!“, skandieren sie: „Tayyip, tritt zurück!“

Gewerkschaften, Parteien, die Occupy-Bewegung und andere Gruppen haben sich dem Protest der alevitischen Gemeinde angeschlossen. Aus Deutschland und dem benachbarten Ausland sind die DemonstrantInnen mit Zügen und hunderten Bussen gekommen, um ihre Solidarität mit der Bewegung in der Türkei zu bekunden. Deren Motto ist auch ihres: „Überall ist Taksim, überall ist Widerstand.“ Es sind so viele, dass der Demonstrationszug durch die Innenstadt aus Sicherheitsgründen nicht stattfindet. „Das ist eine Demonstration von aufrechten Demokraten gegen einen faschistoiden Diktator“, ruft AABF-Generalsekretär Ali Dogan. Wie auch andere RednerInnen wirft er der türkischen Regierung Menschenrechtsverletzungen vor. DemonstrantInnen haben gemalte Plakate mitgebracht, auf denen steht: „Kein fundamentalistischer Staat in der Türkei“ oder „Erdogan, der Wolf im Schafspelz“.

Der grüne Bundestagsabgeordnete Volker Beck und andere Abgeordnete von Grünen, SPD und Linkspartei sind gekommen. „Wir müssen die Menschen, die auf den Straßen in der Türkei für westliche Werte eintreten, mit diesem Zeichen für die Demokratie unterstützen“, sagt Beck. Er setzt sich im Gegensatz zu Gregor Gysi von der Linken für eine Fortsetzung der EU-Beitrittsgespräche ein, bei denen mit der türkischen Regierung „Klartext geredet werden“ müsse. Eine Aussetzung der Verhandlungen würde diejenigen stützen, die immer gegen einen Beitritt der Türkei zur EU waren. Über die Protestierenden in der Türkei sagt Christiane Benner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall: „Das sind keine Chaoten, keine Terroristen, sondern Menschen, die genug haben von der Ungerechtigkeit, der Ignoranz und Arroganz der Mächtigen.“ Sie wollten „ein Zeichen setzen für Freiheit, für Ökologie, Gleichberechtigung und Menschenrechte“. Die IG Metall stehe an ihrer Seite.

PASCAL BEUCKER