Die knallharte Maus

Berlinale Star-Album (3): Jenny Elvers-Elbertzhagen

Geboren 1972, ehemals Partyluder, Model und Heiner-Lauterbach-Gespielin, jetzt Schauspielerin, Verkaufssender-Moderatorin und Schmuckdesignerin; seit 2001 Mutter einer Tochter.

Schön, dass sie hier ist? Gerade noch wischte sie doch das zerflossene schwarze Augen-Make-up aus dem Gesicht, ihr ausgewaschenes blondes Haar nur ein blasser Tupfer in den grauen Straßen des Berliner Stadtteils Neukölln, wo vieles zu Hause ist, nur das reiche Glück nicht … – Da schrillen schon die Rufe durch die klimatisierte Luft im Pressezentrum. „Jennyyyyy, Jennyyyy“. Photo Call. Die Kameras knipsen eine weißblonde kunstverknotete Steckfrisur, ein grell-rot geschminktes Mündchen, eine Maus im rot-beigen Gipsy-Look. Jenny Elvers-Elbertzhagen zelebriert sich selbst. Auf all jene, die sie eben noch in den Straßen Neuköllns gesehen haben, ihr Scheitern als Mutter eines 15-Jährigen in der neuen Boje/Buck-Produktion „Knallhart“, prallt am Potsdamer Platz gerade die gesamte Wucht dieser Hauptstadt ein. Hier das Weiche im Knallharten, dort der Krampf im Künstlichen. Verknotet und versöhnt in dieser Jenny Elvers, die den Mund lasziv verzieht, die ihre großen Augen rollen und zwinkern lässt, die an ihrer roten Halsschleife der Bluse zupft, genau dann, wenn die Kameras drauf sind. Ausgerechnet – diese Jenny Elvers! Ein schöneres Geschenk konnte Regisseur Detlev Buck ihr und seinem Publikum nicht machen.

Verdient einen Bären für: authentische Weiblichkeit. Übertreffen konnte das bisher nur eine: Martina Gedeck, die aus dem „Männerfilm“ „Elementarteilchen“ eine starke Sequenz lang einen Frauenfilm macht. Mit zwei dunklen Augen, aus denen das Abgründige zu Tode gezähmt zurückblickt.

Ihr perfekter Filmdialog: eine Fast-Asia-Frittier-Stube. Ein Mann. Und Sie. „Sind Sie Model?“ – „Nein, Mutter.“ Sie spendiert ein schüchternes Proll-Lächeln. Er zieht bei ihr ein, für zwei Wochen.

Paparazzi werden: von ihr alles bekommen, was sie haben wollen.

Darf sie 2007 wiederkommen? Unter einer Bedingung: Sie spielt in einem neuen Buck-Film und ist wiederum zehn Jahre reifer – aber auf keinen Fall unpeinlicher, sobald Pressekameras auf sie gerichtet sind. SUSANNE LANG