: „Kita-Zeit ist Bildungszeit“
Bildungssenator Klaus Böger startet eine Kampagne, damit mehr Kinder mit Migrationshintergrund eine Kita besuchen. Vor allem Deutschkenntnisse sollen besser werden. Vorbehalte der Eltern können abgebaut werden
Bildungssenator Klaus Böger (SPD) hat gestern die Kampagne „Wir haben Zukunft! Berlin wirbt für den Kita-Besuch von Kindern mit Migrationshintergrund“ gestartet. Ziel ist, dass in Bezirken mit hohem Migrantenanteil deutlich mehr Kinder aus dieser Bevölkerungsgruppe eine Kita besuchen. Kooperationspartner sind der Türkische Bund Berlin (TBB), das Arabische Kulturinstitut (AKI) und der Arbeitskreis Neue Erziehung. In der Gruppe der Drei- bis Sechseinhalbjährigen liegt laut Senatsverwaltung der Anteil von Kita-Kindern mit Migrationshintergrund deutlich unter dem Berliner Durchschnitt von rund 90 Prozent.
Der im Jahr 2004 eingeführte Sprachtest „Deutsch Plus“ habe gezeigt, dass es bei vielen Kindern einen intensiven Förderbedarf gebe, sagte Böger. Dieser könne durch die Angebote der Kitas gedeckt werden, denn „Kita-Zeit ist Bildungszeit“, so Böger. Jedes Kind ab drei Jahren hat einen gesetzlichen Anspruch auf den Besuch einer Kita. Aus pädagogischen, sozialen und familiären Gründen hätten Kinder diesen Anspruch jedoch bereits ab zwei Jahren. Das wäre etwa der Fall, wenn eine sprachliche Förderung notwendig ist. „So haben von den Kindern nichtdeutscher Herkunftssprache 78,9 Prozent einen Förderbedarf in Deutsch“, sagt Böger-Sprecher Jens Stiller.
Darüber möchte TBB-Vorstandssprecherin Eren Ünsal die Zielgruppe informieren und dafür auch türkischsprachige Medien nutzen. „Das Problem liegt erst mal bei den Eltern“, meint auch AKI-Leiter Nazar Mahmood. Diese müsse man zunächst aufklären.
Doch ob die Eltern nur schlecht informiert seien oder aber generelle Vorbehalte gegen Kitas hätten, dazu gebe es keine genauen Zahlen, sagte Böger. Man müsse sich auch klar machen, dass die große Anzahl von Kindern nichtdeutscher Herkunft keine Bedrohung, sondern eine Chance sei. Man stelle Anforderungen an sie und habe deshalb auch die „Pflicht, diesen Menschen zu helfen“, betont Böger. „Sprache ist der Schlüssel.“
Drei Gründe, so Ünsal, sprächen häufig gegen den Kita-Besuch: Gebühren, geringes Bildungsbewusstsein und in seltenen Fällen Angst vor kultureller Entfremdung. Um bei Eltern derartige Vorbehalte abzubauen, würden die Flyer nicht nur in den Kitas, sondern auch in Bürger- und Arbeitsämtern ausgelegt und die Plakate über das gesamte Stadtgebiet verteilt, sagt Stiller. Duank der guten Zusammenarbeit mit Verbänden habe die Kampagne nur „wenige tausend Euro“ gekostet. In ihrer Konsequenz allerdings, so Böger, sei sie „eine der lohnendsten Frühinvestitionen“. Damit könnte in der Folgezeit „enorm viel Geld gespart werden“. Vorausgesetzt, Familien mit Migrationshintergrund schicken ihre Kinder auch tatsächlich früher in die Kita. MARIA DALDRUP