: Musik für die Seele
Bremer Musikerzieher fürchten, dass ihr Fach beim Wettstreit um Pisa-Leistungen unter die Räder kommt
Bremen taz ■ Die Nachwirkungen der Pisa-Studie wollen und wollen nicht enden. Die Kernfächer Mathe, Deutsch, Englisch sollen in den Schulen mehr in den Vordergrund rücken, zu Ungunsten von Kunst, Geschichte und – Musik. Mit diesem Thema beschäftigte sich eine Podiumsdiskussion an der Uni Bremen, moderiert von Studierenden des Seminars „Was Kinder im Musikunterricht lernen sollen und tatsächlich können“.
Fast einhellig sprachen sich die Musiklehrer, Lehrerausbilder und Musiker für die Fortsetzung des Musikunterrichts an öffentlichen Schulen aus. Kritikpunkt am Musikunterricht bildete die fehlende Kompetenz und schlechte fachliche Ausbildung vieler Lehrer, außerdem müsse der Musikunterricht „handlungsorientierter“ sein und schon im Kindergarten beginnen, so Elmar Luksch, Lehrerausbilder in Bremen: „Musikunterricht muss etwas in den Seelen der Kinder bewirken.“
Auch Wilhelm Torkel, Musiklehrer an der Gesamtschule in Osterholz-Scharmbeck, unterstrich die Bedeutung des Musikunterrichts für Kinder und Jugendliche: „Musik bewegt in jedem Menschen etwas“. Wolfgang Martin Stroh, Uni-Professor in Oldenburg, hingegen kritisiert: „90 Prozent der Argumente hier beziehen sich nur auf die Musik selber, es geht aber um den Musikunterricht, und der hat den Kindern bisher mehr geschadet als genutzt“ – jedenfalls der Zwang zum Musikunterricht. Elmar Luksch kritisierte die enge Sicht auf den volkswirtschaftlichen Nutzen von Bildung: „Kultur denkt über den Nutzen hinaus, sie ist ein grundlegendes menschliches Bedürfnis“.
Eine in die Podiumsdiskussion eingebrachte Studie von Johannes Bähr besagt: Kinder, die schon früh Erfahrungen mit musikalischer (Aus-)Bildung machen, schneiden allgemein besser ab als Kinder ohne eine solche. Und das Fazit der Diskussion? Andreas Lehmann-Wermser vom Studiengang Musik und Organisator der Podiumsdiskussion, meinte, Bildungssenator Willi Lemke bemühe sich um die musikalische Bildung in den Schulen, aber die Bedingungen für die Lehrer seien schlecht – „Stellen werden gestrichen und nicht neu besetzt, außerdem müssen angehende Musiklehrer mit Einschränkungen ihrer Fächerkombinationen leben“.
Monika Sowinska