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Archiv-Artikel

die olympia-frage: sind die deutschen wintersportler cool genug?

Von TOMV

ABER JA DOCH. Soll es etwa cool sein, dicke Thermohosen und Gangsta-Strickmützen zu tragen? Das macht doch fast jeder. Aber in eine schöne, hautenge Wurstpelle eingeschweißt, so läuft nicht jeder rum. Soll es etwa cool sein, einen unordentlichen Hang voller fieser Schlaglöcher hinunterzuwedeln? Viel zu hektisch verglichen mit dem zengleichen Erlebnis, das das Gleiten durch die Loipe im klassischen Stil garantiert. Oder soll es etwa cool sein, wegen Haschisch gesperrt zu werden? Wo man doch auch so schicke Drogen wie Anabolika, Epo, bayerisches Weißbier und thüringische Bratwurst konsumieren könnte. Soll es etwa cool sein, von Energy-Drink-Herstellern und flippigen Mode-Labels gesponsert zu werden? Entschieden entspannter ist es doch, sein Geld direkt vom Innenminister per Sportförderung ausgezahlt zu bekommen. Und schließlich: Sollen Piercings cool sein? Als Mitglied einer Sportförderkompanie der Bundeswehr hat man nicht nur Ordnung im Spind, sondern auch eine Knarre, in die man in andere Leute echte Löcher schießen kann. TO

NIE UND NIMMER. Unsere Polizeihauptmeister und Oberfeldwebel mögen ja hervorragend stramm stehen können, ihre Betten auf Schlag machen und ballern können wie ein Wildjäger. Aber in der Halfpipe, auf der Buckelpiste und beim Snowboard-Cross sehen sie keinen Stich. Ja, sie kommen bei den trendy Sportarten nicht mal in Medaillennähe. Der Freestyler würde wohl sagen: Sie kacken so was von ab. Der Fehler liegt im System; im Stechschritt boardet es sich schlecht. Der Freak hat im deutschen Fördersystem keinen Platz. Der deutsche Sportfunktionär ist ungefähr so biegsam wie Hacklschorschs Kufe. Neuerungen dringen mit mehrjähriger Verspätung zu ihm durch. Und hat er sich den, wie er sagen würde, „verbandsfernen Sportfreunden“, angenähert, dann fällt sein Urteil bestimmt vernichtend aus. In sedierender Bundeswehr-Rundumversorgung gedeiht nichts Subversives. Der Sport wird hierzulande wunderbar verwaltet. Freestyler und Snowboarder wollen alles. Aber am Gängelband durch die Skiarena geführt werden, das wollen sie nicht. MV