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Archiv-Artikel

Der Tumor als Vorbild

FORSCHUNG Mechanismen von Tumorzellen zum Züchten von Gewebe ausnutzen

Mit neuer Entdeckung Bedarf an embryonaler Stammzellenforschung minimieren

Wissenschaftler des Zentrums für Humangenetik an der Uni Bremen wollen mit einer neuen Entdeckung den Bedarf an embryonaler Stammzellenforschung minimieren.

Das Forscherteam um Jörn Bullerdiek, Direktor des Zentrums für Humangenetik, hat herausgefunden, dass gutartige Schilddrüsentumore auf Veränderungen an einem Chromosom und auf dadurch aktivierte Gene zurückzuführen sind. Bei gutartigen Tumoren entwickeln sich Geschwülste, die aber keine Organe zerstören und sich nicht auf andere Körperregionen ausdehnen.

Die Veränderung des Chromosoms aktiviert mehrere Gene, die dann das Zellwachstum beschleunigen. „Etwa zehn Prozent der gutartigen Tumore an der Schilddrüse sind auf diese Aktivierung der Gene zurückzuführen“, sagte Volkhard Rippe vom Zentrum für Humangenetik der taz.

Die aktivierten Gene in den Schilddrüsentumoren verleihen der Zelle einen „Stammzellcharakter“: Diese haben oft die Eigenschaft, dass aus ihnen verschiedene Körperzellen, zum Beispiel Hautzellen, wachsen können. Um diese unterschiedlichen Zellen zu züchten, sollen aber nicht die Tumorzellen der Schilddrüse verwendet werden.

Von denen soll nur das Prinzip übernommen und auf gesunde Zellen übertragen werden. „Es wäre wichtig, die Wirkung der aktivierten Gene auszunutzen und so embryonale Stammzellen zu imitieren. Deren Verwendung ist nämlich unter anderem ethisch bedenklich“, so Rippe.

Außerdem könne die Entdeckung künftig auch in der Tumordiagnostik genutzt werden. So könne schneller zwischen gut- und bösartigen Tumoren unterschieden werden, wenn untersucht werde, ob eine Aktivierung der Gene vorliegt, sagt Rippe. ELENA ZELLE