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Archiv-Artikel

Jukebox85 Zeilen Malaysia

Schon auch schön hier. Es gibt mächtige Dschungel, sogar den ältesten der Welt, und die Strände sind mancherorts hübscher als im benachbarten Thailand. Nur Bier gibt es nicht überall in Malaysia. Manchmal noch nicht mal als Bückware. Was man sich ja merken kann. Und die Demografie in dem südostasiatischen Land ist hochkomplex. Etwa die Hälfte der Bevölkerung sind Malaien, ein Viertel Chinesen, es gibt eine große indische Community und noch reichlich indigene Völker. Die Malaien in Malaysia sind übrigens automatisch Muslime (hier kommt das abwesende Bier noch mal ins Spiel), das ist in der Verfassung des Landes einfach so festgelegt. Und der Zugang zu den Universitäten beispielsweise wird durch eine Affirmative-Action-Politik geregelt, also eine positive Diskriminierung, die in Malaysia allerdings jetzt nicht den Minoritäten unter die Arme greift. Sondern der malaiischen Mehrheit. Weil die, politisch zwar dominant, in ökonomischer Hinsicht gegenüber den chinesischstämmigen Malaysiern und den indischstämmigen im Nachteil sein soll.

In ihrer musikalischen Orientierung bleiben die verschiedenen Volksgruppen gern unter sich. Der große Name im Malay-Pop ist im Moment dabei Siti Nurhaliza, die Céline Dion toll findet, was in ihren Liedern durchaus auch zu hören ist. Musikalische Buttercremetorten, die irgendwie noch sacht nach Asien und nach Orient klingen. Im zeitlichen Durchlauf ihrer Albumcover zur Gegenwart hin ist ein zunehmender Hang zum Schleier zu bemerken.

Die letzten Meldungen aus dem Archiv, Malaysia betreffend: Weil sie unverheiratet Sex hatten, sind in Malaysia erstmals drei Frauen zur Prügelstrafe verurteilt worden (19. 2.). Der populäre Oppositionelle Anwar Ibrahim wurde wegen Homosexualität angeklagt, die in Malaysia als schweres Vergehen gilt (3. 2.). Wobei sich hier Geschichte wiederholt: Bereits vor zwölf Jahren wurde Anwar wegen solcher Vorwürfe verhaftet. Mit Sicherheit waren sie politisch motiviert.

Aber das sind nun nicht gerade die Schlagzeilen, mit denen man für ein Urlaubsziel Werbung machen will, weswegen das Malaysia Tourism Promotion Board lieber angenehmere Töne anstimmt und freudenvollere. Mit einem Konzertabend nächsten Donnerstag im großen Sendesaal des RBB. Wo man natürlich doch gerne mal Siti Nurhaliza gehört hätte, aber stattdessen hat man sich universalistisch für Beethoven entschieden. Seine Fünfte. Dazu gibt es wenigstens noch Werke malaysischer Komponisten zu hören. Es spielen die Berliner Symphoniker. Der Eintritt ist frei. Kartenwünsche gehen an info@tourismmalaysia.de. THOMAS MAUCH

■ Malaysia in Berlin: RBB, Masurenallee 8–14, Donnerstag, 20 Uhr