berliner szenen Lässige Bademäntel

Saunen auf dem Fluss

Der Ofen in dem Empfangshäuschen sieht super aus in der Kälte. Der für Geldempfang, Flipflops und Bademäntel zuständige Mitarbeiter des Badeschiffs bei der Arena ist nett und hört Radio. Die Umkleidekabine ist ein bisschen provisorisch, eigentlich auch wie Urlaub, vielleicht, weil ich so lange nicht mehr in einer Sauna gewesen war. Von außen leuchtet das Schiff milchig und irgendwie retrofuturistisch. Die meisten Badegäste haben sich weiße Bademäntel ausgeliehen. Manche tragen auch eigene Bademäntel, die sie von zu Hause mitgebracht haben. Der beste weibliche Bademantel kommt aus den Siebzigern, mit vielen bunten Kreisen in schönen Farben. Der beste männliche Bademantel ist orange und geht mit lässiger Eleganz vorbei.

Wir sitzen auf Holzliegen auch aus den Siebzigern vielleicht, weil wir finden, dass sie besser aussehen als die plumpen weißen Plastikteile der Jetztzeit, die dafür bequemer sind. Sirkku sagt, sie hätte mal die finnische Ministerpräsidentin in der Sauna getroffen, und wundert sich über fehlende Geschlechtertrennung hier. Ich denke an ein Moskauer Draußenschwimmbad, in dem ich mal vor 20 Jahren war, als es schneite. Ab und an kommt jemand aufgeregt vorbei und fragt, ob einer von uns zufällig seinen Bademantel anhätten, in dessen Tasche sich noch Geld befunden hätte. Ein anderer hat versehentlich einen anderen Bademantel mit Geld drin gefunden und sucht nun dessen Besitzer.

Es ist total schön, ohne Sachen mit Freunden zu schwimmen! Und an den Enden des Badeschiffs in den Himmel zu gucken. Oder draußen Fußabdrücke in den Schnee zu machen. Manchmal fällt eine Sternschnuppe herunter, und man wünscht sich was, darf aber nicht darüber sprechen. DETLEF KUHLBRODT