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Archiv-Artikel

Warten auf den kleinen Eisbär

TIERGROTTEN Im Bremerhavener Zoo am Meer leben vor allem nordische Tierarten. Und obwohl die vor ein paar Jahren größere Gehege bekamen, will es mit der Fortpflanzung nicht so recht klappen

Vom Eisbären-Mann Lloyd weiß man, dass er es zum Leidwesen der Bremerhavener Zooleitung mit der Fortpflanzung nicht recht so hat. Ein Paarungsversuch endete tödlich. Im Frühjahr 2006 biss er seine Artgenossin Senja und schleuderte sie durch die Luft. Senja starb kurz darauf an den Folgen eines Schocks. Ein anderer Versuch, dem Zoo am Meer mit einer anderen Eisbärin Nachwuchs zu bescheren, scheiterte ebenfalls. Lloyd interessierte sich einfach nicht für Victoria.

Mit der Eisbärin Valeska, die bereits schwanger nach Bremerhaven kam, sollte es endlich klappen, dem Zoo den lang ersehnten Nachwuchs zu bescheren. Doch im vergangenen Dezember starb der kleine Eisbär. Am Tag nach seiner Geburt.

Heute läuft Lloyd in seinem Gehege unbeirrt auf und ab. Zwischen ihm und seiner neuen Weggefährtin Valeska liegt das etwa 400 Quadratmeter große Wasserbecken. Zusammengerechnet mit den 1.200 Quadratmetern Landfläche gilt das Bremerhavener Eisbärengehege als relativ groß. Besucher können durch die Kunstfelsen-Landschaft hinab zu den Unterwasser-Becken gehen, und springen die Eisbären ins Wasser, lassen sie sich durch Panoramascheiben beobachten. Die – im besten Fall – schwimmenden Eisbären sind eine der Hauptattraktion des Zoos am Meer.

Die Sache mit der Fortpflanzung sieht bei den Humboldt-Pinguinen ganz anders aus wie bei den Eisbären. Anfang 2005 machten sie wegen ihrer gleichgeschlechtlichen Orientierung Schlagzeilen. Und später dann brüteten zwei schwule Pinguine sogar abwechselnd ein Ei aus, das die eigentlichen Eltern aus dem Nest gestoßen hatten.

Der kleinste öffentliche Zoo Deutschlands ist ein Themenzoo – er hat sich vor allem auf nordische Tierarten spezialisiert. Der Zoo aus den 1920er-Jahren, der früher einmal „Tiergrotten“ hieß, liegt direkt an der Wesermündung.

Anfang der Nullerjahre wurde das Gelände für rund 25 Millionen Euro komplett modernisiert. Das eigentlich nur 8.600 Quadratmeter große Areal wurde so umgebaut, dass es heute eine Nutzfläche von 11.800 Quadratmetern hat. Außerdem sollten nun auch die neuen EU-Richtlinien für die Zoohaltung eingehalten werden.

Aber so schön die neuen Gehege aussehen: Auf der Karte des „Great Ape Project“ bekam der Bremerhavener Zoo für seine Schimpansen-Haltung vor einem Jahr die Note „mangelhaft“. Und Tierschützer können sich auch mit der Eisbären-Haltung nicht anfreunden.

Wolfgang Apel, der Vorsitzende des Bremer Tierschutzvereins, hält die Haltung der Tiere für eine Katastrophe. „Wildtiere haben in Zoos nichts zu suchen“, sagt er. Eisbären sind Einzelgänger mit großem Flächenbedarf. Das Artenschutz-Argument zählt für ihn nicht. Wenn man Wildtiere schützen wolle, müsse man die natürlichen Lebensräume erhalten.

Diese Kritik versteht Joachim Schöne nicht. Der Tierarzt des Bremerhavener Zoos hält den Zoo im Vergleich zur Massentierhaltung für ein Sterne-Hotel. Die Grundbedürfnisse der Tiere werden laut Schöne im Zoo immer noch meistens erfüllt. LENA KAISER