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Archiv-Artikel

Von der Wahrheit abgelenkt

betr.: „Senat ist bald allein zu Haus“ (Streit um geplante Wohnungsverkäufe der WBM) , taz vom 4. 2. 06

Die taz schreibt zum Thema Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM): „Zur extremen Schieflage des einstigen „VEB Kommunale Wohnungsverwaltung Berlin-Mitte“ hätten auch verfehlte Großprojekte wie die Sanierung des Hauses des Lehrers und der Bau der Rathauspassagen beim Alexanderplatz beigetragen. Auf andere Ursachen wird nicht verwiesen. Damit begnügt sich die taz mit einem Bruchteil der Wahrheit (es gibt ein 1,2-Milliarden-Problem bei der WBM!).

Die Wohnungsbaugesellschaften des Landes Berlin wurden in den letzten Jahren zehn Jahren durch ihren Gesellschafter wirtschaftlich ausgehöhlt und befinden sich im Ergebnis dessen in wirtschaftlichen Schieflagen. Durch die In-sich-Geschäfte (eine Gesellschaft wurde angewiesen, eine andere zu kaufen, der Kaufpreis ging an den Gesellschafter) verschwanden mehrere Milliarden im Bermuda-Dreieck „Landeshaushalt“. Allein die WBM wurde so um hunderte Millionen erleichtert.

Baukostenüberschreitungen und anfängliche Vermietungsprobleme bei einem Teil der Fläche oben genannter Immobilien stehen in der Dimension dazu wie Maus und Elefant. Wenn nach den zunächst Liquidität schaffenden, aber Bilanzen belastenden Massenverkäufen von Wohnungen dann die Personalbestände nicht dem neuen Bestand angepasst werden (durften), kommt irgendwann natürlich die Katastrophe (die ganze Dimension wird wahrscheinlich bis nach der Wahl verborgen bleiben).

Es ist dennoch aufschlussreich, wie mit dem Verweis auf angeblich ursächliche Projekte wie das Haus des Lehrers und die Rathauspassagen von der Wahrheit abgelenkt werden soll. Hier gibt es auch noch ein Zusammenspiel mit den Hassern der „Moderne“ im Stadtbild. Mietern der WBM wird erzählt: Eure Miete wird wegen des „Hauses des Lehrers“ steigen. Ihre Leser haben auch deshalb eine kritische Überprüfung bestimmter Meldungen verdient. Die Sanierungen des „Hauses des Lehrers“ und der Rathauspassagen waren im Übrigen wirtschaftlicher und „stadtbildbereichernder“ als die eine oder andere Baumaßnahme des Senats. OLAF KÖHLER, Berlin