Gegen Hertha im Sparmodus

DAUERLETZTER Erst in der zweiten Halbzeit beginnen die Berliner zu stürmen und bleiben dennoch wieder ohne Torerfolg. Der Hamburger SV rettet seinen 1:0-Vorsprung ohne große Anstrengungen über die Zeit

HAMBURG taz | Waschmaschinen haben eine, neue Autos und Staubsauger auch: eine Spartaste. Weniger Wasser, weniger Waschmittel, weniger Strom. Wird beim Fußball auch immer wieder versucht. Vor allem wenn Mannschaften so was wie den RSC Anderlecht vor sich haben. Dann arbeiten sie im Sparmodus. So auch der Tabellenvierte der Fußball-Bundesliga, der Hamburger SV, vor 54.000 Zuschauern im Volksparkstadion gegen den Tabellenletzten aus Berlin. Im Fußball muss allerdings, im Unterschied zu Waschmaschine, Auto und Staubsauger, der Gegner mitmachen.

Das machte die Hertha, nett, wie sie ist. In der ersten Halbzeit lief der HSV mit wenig Schaum gegen einen, wie Trainer Bruno Labbadia sagte, „tief stehenden Gegner“ und ließ „keine Chance zu“. Die Hertha, mit Adrián Ramos als einzigem Stürmer, Theofanis Gekas, Artur Wichniarek und Gojko Kacar auf der Bank, war passiv. Nur ihr Trainer Friedhelm Funkel hatte „Leidenschaft“ und Aggressivität“ und sogar „Spielfreude“ gesehen. Was muss der Mann gewohnt sein, wenn er bei dem, was seine Mannschaft in der ersten Halbzeit spielte, so trällert?

Der HSV mit zwei Spitzen: Mladen Petric und Eljero Elia hängend. Zwei-, dreimal brannte es im Berliner Strafraum, aber es fiel kein Tor. Es fehlte an Präzision, Druck und Konsequenz, so steckten die HSV-Fans in der 38. Minute den Finger in den Mund und pfiffen.

Der HSV reagierte. Elia spielte den Ball zu Tunay Torun, der für Hamburgs Nationalspieler Piotr Trochowksi in der Anfangsformation stand und ein gutes Spiel machte. Torun trickste Berlins Nationalspieler Arne Friedrich aus, brachte den Ball zu Marcell Jansen, der im linken Mittelfeld spielte und zum 1:0 einschob.

In der zweiten Halbzeit spielte Hertha nach vorne. Das Spiel wurde offen, Hertha bekam Torchancen: Als Cicero eine Volleyabnahme misslang, landete der Ball bei Ramos, der ihn aus drei Metern mit Vehemenz an den Querbalken donnerte. „Der HSV“, sagte Funkel, mit stets etwas verschobener Optik, „hat eine Chance und macht ein Tor, wir haben vier oder fünf Chancen und machen kein Tor.“ Dies, so Funkel, „zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison“. Seine Mannschaft habe nur ein „Problem“, das mit dem Toreschießen. Mag sein, dass die Hertha nur diese eine Problem hat, es ist allerdings das größte, das man im Fußball haben kann.

Am Ende zitterte der HSV, hatte auch ein bisschen Glück – und einen guten Torwart Frank Rost. Die Fans in Hamburg hatten nur noch einen Spaß: Als Ruud van Nistelrooy, 33, seine Trainingsjacke auszog, wurde er gefeiert, und als er dann für Petric eingewechselt wurde, auch. Und als er im Duell der Oldies mit Levan Koviashvili, 32, leichtfüßig aufs Tor zu rannte, vom Herthaner am Arm gezogen wurde, nicht fiel, den Ball allerdings nicht am guten Jaroslav Drobny vorbeibrachte, hatten die Zuschauer ihren Spaß. So blieb es beim 1:0-Sieg. Hertha holt keine Punkte und nicht auf. ROGER REPPLINGER