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Archiv-Artikel

Nachdenken über Vorurteile

25 junge Menschen aus acht Ländern diskutieren eine Woche lang über Vorurteile – und wie man sie überwindet. Auch der Karikaturenstreit ist ein wichtiges Thema des Seminars, das vom Antidiskriminierungsbüro organisiert wird

Das Vorhaben ist ehrgeizig: 25 junge Menschen aus acht Ländern Europas und Afrikas treffen sich in Berlin – und reden eine Woche lang über Vorurteile und wie man sie aus dem Weg räumt. „Niemand ist frei von Stereotypen“, erklärt Patrick Kowal. Er ist Vorstandsmitglied des Antidiskriminierungsbüros e.V. (ADB), das das Seminar „Meeting Beyond Stereotypes“ organisiert hat. Finanziert wird es aus Mitteln des Aktionsprogramms Jugend der Europäischen Union.

Die jungen Erwachsenen, die das ADB eingeladen hat, sind zwischen 20 und 25 Jahren alt. Sie kommen aus Algerien, Tunesien, Belgien, Polen, Israel, Schweden, Deutschland und der Türkei. Alle sind in Organisationen der Jugendarbeit tätig und wollen die neu gewonnen Erkenntnisse und Eindrücke in ihren Heimatländern weitervermitteln. „Solch ein internationaler Austausch baut Freundschaften auf, die auf lange Sicht dazu beitragen, verbreitete Stereotype abzubauen“, sagt die Schwedin Isabelle Nilsson.

Und Sarra Khammassi, die für das Seminar aus Tunesien angereist ist, fügt hinzu: „Die Zeit in Berlin gibt uns die einzigartige Möglichkeit, mit anderen Jugendlichen aus so vielen Ländern ganz offen zu reden und Vorurteile zu enttarnen.“

Nach den ersten drei Tagen zieht Projektkoordinator Borris Diederichs eine positive Bilanz: „Ich bin sehr zufrieden, wie es bisher gelaufen ist.“ Die Teilnehmer seien untereinander sehr offen, und es herrsche eine produktive Gruppendynamik.

Intensive Gespräche

Aus aktuellem Anlass diskutierte die Gruppe in den vergangenen Tagen vor allem über die Auswirkungen des Karikaturenstreits. Viele von ihnen bedauern, dass die Bilder von gewalttätigen Demonstrationen in islamischen Ländern die westlichen Medien dominierten. „Im persönlichen Gespräch stellt man oft fest, dass viele Menschen aus diesen Ländern anders denken, als es in den Medien dargestellt wird“, erklärt Patrick Kowal.

„Ich bin sehr überrascht, wie gut die Kommunikation untereinander funktioniert“, berichtet Ohad Lahav. Er arbeitet in einer Jugendgruppe in Tel Aviv. Die Reise nach Berlin war für ihn mit einem „mulmigen Gefühl“ verbunden: Er habe zu viele schlimme Bilder aus der Nazizeit im Kopf gehabt, berichtet Lahav. Jetzt freue er sich aber auf die Sightseeing-Tour mit den anderen Teilnehmern. Seine Vorurteile gegenüber Berlin will er während der Tagung endgültig abbauen. JOHANNES RADKE