: Fixerstuben werden isoliert
Auch wenn die Fixerstuben nicht direkt von den Kürzungen der Landesregierung betroffen sind, befürchten die Mitarbeiter negative Folgen für Drogenabhängige. Die Krisenhilfe Bochum ist eine von zehn Stellen in NRW
DÜSSELDORF taz ■ Drogenkonsumräume, auch bekannt als „Fixerstuben“, bleiben von den Kürzungen der Landesregierung im Haushalt 2006 verschont – zumindest vordergründig. „Dadurch, dass die Mittel in anderen Bereichen der Drogenprävention gekürzt werden, sind auch die Konsumräume betroffen“, sagt Silvia Wilske von der Krisenhilfe Bochum. Die Drogenkonsumräume seien kein isoliertes Gebilde, sondern nur Teil einer umfassenden Drogenhilfe.
Die Krisenhilfe Bochum stellt den Abhängigen seit Oktober 2002 fünf Plätze für den „intravenösen“ (Nadel) oder „nasalen“ Konsum und drei Plätze für den „inhalativen“ (Rauchen) Konsum zur Verfügung. Zudem gibt es weitere Angebote, um die Lebenssituation der Konsumenten von Heroin oder anderen harten Drogen zu verbessern.
Der Verein muss im laufenden Jahr vermutlich auf 37.000 Euro verzichten. Mitarbeiter drohen entlassen zu werden. Die Folge: Das „Drobs-Café“, welches täglich 200 Menschen als Treffpunkt oder Warteraum dient, muss die Öffnungszeiten reduzieren. Die Abhängigen verbrächten ihre Zeit vor oder nach dem Druck auf der Straße, oder verlegten ihre Aktivitäten auf öffentliche Plätze. „Der Streit mit der Polizei und Anwohnern ist programmiert“, sagt Wilske. Die Akzeptanz in der Bevölkerung sinke dadurch. „Die Szene ist schwerer zu kontrollieren.“ Langfristig müsse mit einem Anstieg der Drogentoten gerechnet werden, befürchtet Wilske.
Auch die medizinische Betreuung der Drogenabhängigen wird zurückgefahren. „Patienten trauen sich oft nicht, zu allgemeinen Ärzten zu gehen“, sagt Wilske, „wir bieten ihnen die Möglichkeit zur ambulanten Behandlung.“ Spätfolgen könnten so verringert werden. In einer externen Stelle an der Justizvollzugsanstalt (JVA) Bochum-Krümmede kümmert sich ein Sozialarbeiter um Insassen, die wegen Drogendelikten verurteilt wurden. Die Stelle schlägt mit 20.500 Euro zu Buche. Bei Strafen von weniger als zwei Jahren, sei die Überführung in eine Therapie möglich, so Wilske. „Im vergangenen Jahr wurden 60 Therapieplätze besetzt.“ In Zukunft müssten die Personen wohl in der JVA ihre Haft absitzen.
In NRW gibt es in zehn Städten so genannte „Fixerstuben“. Durch die Änderung des Betäubungsmittelgesetzes im April 2000 wurde der Betrieb von Drogenkonsumräumen erlaubt. Die Bundesländer haben seitdem die Möglichkeit Drogenkonsumräume zuzulassen. Die Arbeit wird wissenschaftlich begleitet. Der NRW-weit erste Raum wurde 2001 in Münster eröffnet. „Drogenkonsumräume sollen mit dazu beitragen, die Gesundheitsrisiken des Drogenkonsums zu senken und damit zugleich auch einen wirksamen Beitrag zur Reduzierung der Zahl der Drogentoten leisten“, heißt es in einer Erklärung des NRW-Gesundheitsministeriums. HOLGER PAULER