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Archiv-Artikel

Sozialbehörde schickt Jugendlichen zurück

HAASENBURG Einen Tag nach dem Belegungsstopp lehnt SPD-Fraktionschef Andreas Dressel es ab, alle Hamburger Jugendlichen aus dem umstrittenen Heim in Brandenburg zu holen. Grüne und Linke kritisieren das scharf

Ein weiterer von drei weggelaufenen Jungen aus Hamburg ist am Mittwoch in das umstrittene Jugendheim Haasenburg in Brandenburg zurückgebracht worden. Nach Angaben der Sozialbehörde habe das Amtsgericht Bergedorf entschieden, dass der Jugendliche in der Einrichtung bleiben solle.

Der Junge aus Hamburg war gemeinsam mit zwei weiteren Jugendlichen in der vergangenen Woche aus dem geschlossenen Heim geflohen. Nach Angaben ihres Anwalts waren sie vor Gewalttaten und Demütigungen ausgerissen. Gegen Erzieher und Heimbetreiber wird bereits wegen Misshandlungsvorwürfen ermittelt.

SPD-Fraktionschef Andreas Dressel lehnt unterdessen Forderungen ab, alle Hamburger Jugendlichen aus der Haasenburg zurückzuholen. Er wolle erst die Ergebnisse der laufenden Untersuchungen abwarten. „Wir wollen, dass alles aufgeklärt und aufgearbeitet wird“, sagt Dressel. Fehler müssten abgestellt werden. Die erhobenen Vorwürfe seien sehr ernst. Die Sozialbehörde hatte hingegen erklärt, aktuelle Übergriffe des Personals gegen Hamburger Minderjährige nicht bestätigen zu können.

Nach Einschätzung Dressels sei die geschlossene Unterbringung von straffälligen Jugendlichen „nur die letzte Lösung“ – und zwar befristet und per richterlichem Beschluss. Das ehemalige Hamburger Heim in der Feuerbergstraße sei „in einem Desaster geendet“. Aber es müsse die Frage beantwortet werden, wohin mit den Jugendlichen? Bei der Sondersitzung des Familienausschusses der Bürgerschaft am 25. Juli müssten „alle Fakten auf den Tisch“, danach könne man nach Lösungen suchen.

Als unverantwortlich hat die grüne Familienpolitikerin Christiane Blömeke die gestrige Rückführung des Hamburger Jugendlichen in die Haasenburg bezeichnet. Am Dienstag hatte die Brandenburger Bildungsministerin Martina Münch (SPD), die die Heimaufsicht führt, drei Mitarbeitern der Haasenburg wegen der erhobenen Vorwürfe ein Beschäftigungsverbot erteilt und angeordnet, keine Brandenburger Jugendlichen mehr dort einzuweisen. Deshalb sei es zynisch, so Blömeke, wenn die Hamburger Sozialbehörde einen Tag später den Jugendlichen dorthin zurückschicke.

Die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion in der Bürgerschaft, Christiane Schneider, nennt das Vorgehen der Sozialbehörde sogar grausam. Der Jugendliche sei von einer Jugendhilfeeinrichtung und dem Kinder- und Jugendnotdienst betreut und in Obhut genommen worden. „Die Behörde verrennt sich in Fehlentscheidungen“, sagt Schneider, „dies ist eine Missachtung des Kindeswohls“. Der Parteichef der Linken, Bela Rogalla, forderte Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) sogar zum Rücktritt auf.  SVEN-MICHAEL VEIT

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