: Inhaftierter Neonazi droht Roter Hilfe
RECHTSEXTREMISMUS Brief aus dem Knast an die linke Rechtshilfe-Organisation. Der Autor hatte in einer Striptease-Bar mit einer Pumpgun geschossen. Linke Gruppen nehmen die Drohung ernst
Der in der Justizvollzugsanstalt Rosdorf bei Göttingen einsitzende Rechtsextremist Mario M. hat die Rechtshilfe-Organisation Rote Hilfe bedroht. In einem jetzt bekannt gewordenen Brief aus dem Knast vom 23. Januar an die „linken Spasemacken“ kündigte er an, nach seiner Entlassung wieder von „echten Schusswaffen“ Gebrauch zu machen. Er werde wohl „auf 45er Colt satteln, mit fiesen ,Hohl-Spitz-Smileys’, die pilzen am Mann immer so herrlich auf!“ Diese Waffe könne man auch „super mit ,Knallquecksilber’ füllen – echt geil“. Hohlspitzgeschosse verursachen stärkere Verletzungen als konventionelle Munition. Knallquecksilber ist giftig und zerfällt bei geringer mechanischer oder thermischer Belastung.
M. wurde 2009 unter anderem wegen Verstößen gegen das Waffen- und Kriegswaffenkontrollgesetz zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Er hatte in einer Göttinger Striptease-Bar mit einer Pumpgun geschossen und anschließend gemeinsam mit zwei Kumpanen Molotow-Cocktails gegen das Gebäude geworfen. In der Wohnung des früheren Bundeswehrausbilders stießen Beamte auf ein ganzes Waffenarsenal – beschlagnahmt wurden neben der Pumpgun eine Maschinenpistole, ein Scharfschützengewehr und Munition.
Die Knastjahre hätten ihn „nur stärker gemacht“, schreibt M. „Wer mir auf den Sack gehen sollte, der wird sein blaues Wunder erleben. Fragen stelle ich nicht mehr. Lieber tot als rot!“
Die Rote Hilfe nimmt die Ankündigungen ernst und hat einen Anwalt eingeschaltet. Die Antifaschistische Linke International hält die Drohungen ebenfalls für realistisch. Zwar scheine M. derzeit nicht in der Neonazi-Szene organisiert zu sein, er gelte aber als „unberechenbar und gewaltbereit“.
Die beiden Organisationen üben Kritik an der Göttinger Staatsanwaltschaft. Diese scheine nicht willens, „einen äußerst gefährlichen, nazistischen Waffennarren davon abzubringen, Menschen aus linken Zusammenhängen ernsthaft zu bedrohen“. Tatsächlich hat die Ermittlungsbehörde inzwischen ein Verfahren gegen M. wegen Beleidigung und Bedrohung eingeleitet. REIMAR PAUL