POLITIK

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Der Samstag ist in dieser Woche der wunderbare Aktivist_innen-Freilufttag! Doch wer nun an Bier und Grillkäse denkt, irrt gewaltig. Nein, an diesem Samstag wird Präsenz gezeigt, auf den Straßen, wider die Reaktion, für mehr Solidarität.

Bereits am frühen Morgen wird vor der Adresse Innstraße 11 (9 Uhr) eine Versammlung abgehalten, die das dort stattfindende, genehmigte NPD-Treffen stören, wenn nicht verhindern soll. „Lasst uns gemeinsam der NPD den Tag vermiesen!“, rufen die Veranstalter_innen, und das klingt doch schon mal nach einer guten Frühsportübung.

Am Nachmittag wird dann auf dem Hermannplatz, der ja nur fünf Fahradminuten entfernt ist, (15 Uhr) die ausgelassene Pride Parade starten, die für Barrierefreiheit und Selbstbestimmung für all jene kämpft, die die Gesellschaft für gehandicapt hält. Hier lautet das Motto: „Tanzt Barrieren weg, hüpft über Schubladen, scheißt auf Diagnosen. Küsst den Wahnsinn wach, liebt Krummbeine und Spasmus, begehrt Krücken und Katheter. Malt Eurer Scham Pink und Glitzer auf die Wange, winkt ihr zum Abschied und lasst sie laufen.“ Ein schöner Gedanke.

Am Abend schließlich wird unweit vom Hermannplatz, und zwar am Kottbusser Tor (18 Uhr), ein weiteres Mal Solidariät gezeigt, diesmal mit den Protestierern in Griechenland und der Türkei, in Ägypten und Brasilien. All diese eint nämlich, dass sie es satthaben, sich von ihren Regierungen gängeln zu lassen, sie sind Jugendarmut und Wirtschaftsliberalismus mehr als leid, sie hassen Prestigeprojekte und die Beschneidung von Menschenrechten, sie wollen Spaß, Rechte und mehr Freiheit. Das wollen wiederum ja eigentlich alle, daher rufen die Veranstalter_innen dieser Solidaritätskundgebung dazu auf, den Aktivist_innen in aller Welt zu zeigen, dass es auch hier zu viel falschen Wohlstand und zu viel Unzufriedenheit gibt. Es wird laut werden.

Am Mittwoch dann wieder eine Diskussion, die Initiative NoWar Berlin will im Café Commune (Reichenberger Straße 157, 19 Uhr) über die dreieinhalb Millionen Kurd_innen, die in Syrien leben, sprechen. Deren wichtigste politische Organisation allerdings hat beschlossen, im syrischen Bürgerkrieg an der Seite der Assad-Truppen zu stehen, da die Türkei wiederum deren Feinde unterstützt. Nun sehen die Veranstalter_innen die Sache als eine verfahrene an. Und wollen schauen, was man davon halten soll. Na ja, solange sie nicht darauf verfallen, dass man Assad unterstützen sollte, nur weil er des Feindes Feind ist, ist diese Diskussion ja ganz bestimmt wichtig.