: Fukushima immer noch nicht dicht
ATOM Seit Tagen rätseln japanische Behörden über einen sprunghaften Anstieg der Radioaktivität am zerstörten AKW. Sie verdächtigen Tepco, Lecks zu verheimlichen, aus denen Strahlenbrühe austritt
BERLIN/TOKIO dpa/taz | Die japanische Atomaufsichtsbehörde NRA befürchtet eine radioaktive Belastung im Meer nahe der Atomruine von Fukushima. Es gebe den starken Verdacht, dass hochgradig belastetes Wasser in den Boden einsickere und das Meer verseuche.
Betreiber Tepco hatte genau dies stets bestritten. Der Konzern hält an seiner Version fest, nach der kein Wasser aus dem sogenannten Containment von einem der drei havarierten Reaktoren sickere. In diesen Schutzhüllen befinden sich die zerstörten Reaktoren mit teilweise geschmolzenen Brennelementen. Aus dem Containment ist in der Vergangenheit immer wieder radioaktive Brühe ausgetreten.
Für mehrere radioaktive Substanzen waren jetzt im Grundwasser stark erhöhte Werte gemessen worden. „Wir müssen die Ursache der Belastung finden und mit oberster Priorität Gegenmaßnahmen ergreifen“, sagte NRA-Chef Shunichi Tanaka. Die Belastung des Grundwassers mit der radioaktiven Substanz Cäsium-134 ist nach Angaben der Betreiberfirma Tepco binnen weniger Tage um das 90-fache angestiegen. Zudem seien stark erhöhte Konzentrationen von Cäsium-137 gemessen worden. Erst im Juni waren an derselben Stelle erhöhte Werte der Substanzen Strontium-90 und Tritium festgestellt worden. Gemessen wurde in einem Testbrunnen in der Nähe des Turbinenhauses von Reaktor 2, nur wenige Meter vom Meer entfernt. Die Ursache sei derzeit nicht bekannt, sagte ein Tepco-Sprecher. Radioaktives Cäsium, Strontium und Tritium können im Körper zu Strahlenschäden führen.
Meeresbiologen hatten in der Vergangenheit immer wieder gewarnt, dass wahrscheinlich immer noch radioaktiv verseuchtes Wasser bis ins Meer durchsickert. Sie hatten in der Nähe des Kraftwerks immer wieder Fische mit deutlich erhöhten Strahlenwerten entdeckt.
Die Atomkatastrophe nahm ab dem 11. März 2011 ihren Lauf, als in Folge eines Erdbebens und eines Tsunamis drei von sechs Reaktorblöcken im Kraftwerk Fukushima Daichii außer Kontrolle gerieten. Bis heute werden die Reaktoren mit einem Notfall-System stabilisiert. Das Kühlwasser wird wiederverwendet. Da Grundwasser einsickert, nimmt die Menge des in Tanks gesicherten radioaktiven Wassers ständig zu. Barrieren im Boden sollen verhindern, dass verseuchtes Wasser ins Meer gelangt. ia