: Holstein Kiel: nichtallzukreativerdichtkunstcocktail
■ Vielleicht muss man sich die Komponisten von Fußballhymnen einmal als coole Barmixer vorstellen, die mit flinken Fingern flugs den Shaker füllen.Ein kräftiger Schuss Pur als Basis des Musik-Cocktails, ein paar Spritzer Jürgen Drews, einige Zentiliter Wolfgang Petry wegen der Bekömmlichkeit für die älteren Generationen, dazu crushed ice der kühl-kratzigen Sorte Peter Maffay und, gewissermaßen als Minzblättchen, ein paar pathetisch gesungene Zeilen à la Klaus Meine und Gitarrenriffs seiner Scorpions.Und voilà, heraus kommt dabei, nun ja, gewiss kein Welthit, nicht einmal ein Fußball-Gassenhauer wie „An Tagen wie diesen“ von den Toten Hosen. Aber zumindest ein echter Barnie Söhnek. Barnie wer? Zugegeben, der Mann hat noch nicht so ganz den Durchbruch im großen Musikbusiness vollzogen, aber er hat dem Fußball-Drittliga-Verein Holstein Kiel im Jahr 2006 zumindest einen Song geschenkt, der seitdem kurz vor dem Beginn eines jeden Heimspiels nimmermüde aus den Stadionlautsprechern dröhnt. „Kieler Störche – Holstein, die Legende lebt“ heißt das musikalische Werk, das so einige Textpassagen bietet, die beim aufmerksamen Hörer ein „ach, wirklich?“ oder „ohje!“ entweichen lässt. Zum Beispiel die Zeile: „Der Trainer hat unsren Jungs auf dem Rasen gesagt, wie‘s richtig geht“ wirkt inhaltlich doch etwas altbacken. Der Trainer als unfehlbare Instanz – das erscheint wie eine Zeitreise in die sechziger oder siebziger Jahre. Die Passage „Für den Gegner wird‘s hart, denn hier sind Kieler am Start“ zeigt ganz schön, dass es der gute Barnie Söhnek bei der Dichtkunst nicht allzu kreativ mag. Am besten ist noch die Liedzeile: „Holstein kommt, die Förde bebt. Alles ist nicht genug, wir wollen auch noch den Rest.“ Der Rest von allem? Häh? Diese Fußballhymne bietet „Malle für alle“ – und zwar restlos. GÖR