DEUTSCHLAND IST MEDAILLENSIEGER BEI DEN OLYMPISCHEN WINTERSPIELEN
: Nationale Aufgabe bestanden

Mit insgesamt 29 Medaillen ist die deutsche Mannschaft die erfolgreichste Reisegruppe der Olympischen Winterspiele, die am Sonntag zu Ende gingen. Politiker und Funktionäre putzen sich nach der Plakettenparade den Goldstaub vom Revers, und manche reden nun wieder davon, Olympia nach Deutschland zu holen: 2018 könnte dafür ein Termin sein, sagen unverbesserliche Optimisten.

Es wäre nicht der erste Versuch. Doch wenn es um die Olympischen Spiele geht, möchte die Welt offenbar nicht so gern „zu Gast bei Freunden sein“, wie das Motto der diesjährigen Fußball-WM lautet. Berlin war bei seiner letzten Olympia-Bewerbung nicht versiert genug, Leipzig erwies sich als zu klein. Und die Idee, München für die Winterspiele im Jahre 2014 vorzuschlagen, wurde sogar im eigenen Lande verworfen, wie auch der letzte Vorstoß des Ski-Präsidenten Alfons Hörmann.

So müssen deutsche Sportler eben weiter im Ausland brillieren. Und da klappt’s ja auch: Wohin Deutschland seine Rodler, Skijäger oder Kurvenstars auch schickt, sie sammeln Medaillen gleich im Dutzend, und das schon seit Jahren.

Das Sammeln von Edelmetall in großer Stückzahl hat seine Ursprünge in der alten DDR. In deren Wintersporthochburgen wie Oberhof, Altenberg und Oberwiesenthal wurde eine ganze Spezies kälteresistenter Sportler herantrainiert. Das Know-how der Genossen, verfeinert und vernetzt durch die Methoden der Sportmoderne, bildet heute noch immer die Basis für den sportlichen Erfolg.

Noch heute wird der Wintersport dabei als eine nationale Aufgabe begriffen: Das Innenministerium schießt Millionen zu. Bundeswehr, Polizei und Zoll garantieren professionelles Training. Nicht zufällig werden bei den Olympischen Winterspielen, einer Veranstaltung mit gespreizter Theatralik und lauten nationalen Tönen, die Erträge gewogen.

Es bleibt allerdings noch einiges zu tun, um Russland einzuholen, das im „ewigen Medaillenspiegel“ noch immer vor den deutschen Wintersportlern liegt. Und das, obwohl die 118 Medaillen, die DDR-Wintersportler von 1956 bis 1988 gewonnen haben, heute ganz offiziell in der bundesdeutschen Statistik mit eingezählt werden.

MARKUS VÖLKER