: Vom Ruhrgebiet lernen
CHINA II TFH Bochum hilft bei Renaturierung von Bergbauflächen. Sicherheits- und Umweltstandards in den Kohleminen sind nach wie vor schlecht
BOCHUM/PEKING dpa | China ist das größte Kohleförderland der Welt. Doch die Sicherheits- und Umweltstandards im chinesischen Bergbau lassen vielfach zu wünschen übrig. Nun investiert das Land Milliardenbeträge in die Renaturierung alter Bergbauflächen, zum Beispiel im ältesten chinesische Steinkohleabbaugebiet Xuzhou im Osten des Landes, berichtet der deutsche Bergbauexperte und Präsident der Technischen Fachhochschule (TFH) Georg Agricola in Bochum, Jürgen Kretschmann.
Die TFH berät die chinesische Seite in dem gemeinsamen Wissenschaftszentrum SGC, das 2009 auf Initiative von Exkanzler Gerhard Schröder gegründet wurde. Im Steinkohlerevier Xuzhou entsteht auf ehemaligen Abbauflächen ein riesiger Wohn- und Gewerbepark. Dazu wird ein gewaltiges Areal zur Hälfte geflutet, und es werden Hunderttausende Bäume gepflanzt – mit rund 250 Millionen Euro eines der größten Aufforstungsprogramme weltweit.
China fördert derzeit etwa 3,5 Milliarden Tonnen Steinkohle, mehr als 20-mal so viel wie Deutschland in den Hochzeiten des Kohlebooms der 50er Jahre. Missstände in Bezug auf Sicherheit und Umwelt gibt es vor allem in den Tausenden kleinen Bergwerken in der Provinz. Schlechte Ausrüstung und unzureichende Sicherheitsvorkehrungen, mangelnde Aufsicht und Vetternwirtschaft zwischen Grubenbesitzern und Behörden führen in den geschätzt 12.000 Kohleminen immer wieder zu Unglücken.
Offiziell ist die Zahl der Toten deutlich zurückgegangen. Bezifferten die Behörden sie vor einer Dekade noch mit bis zu 7.000 im Jahr, sollen es zuletzt nur rund 1.300 gewesen sein. Es bestehen aber Zweifel an den offiziellen Zahlen, da immer wieder Fälle vertuscht werden. Die unabhängige Organisation China Labour Bulletin in Hongkong weist darauf hin, dass selbst laut offiziellen Zahlen etwa zehnmal so viele Menschen in chinesischen Minen sterben wie im Bergbau in Industrieländern. Überdies verkürzt die Luftverschmutzung durch die Heizung mit Kohle die Lebenserwartung der Menschen in Nordchina um mehr als fünf Jahre, wie eine Studie jetzt ergab.