piwik no script img

Archiv-Artikel

„Krieg bringt keinen Frieden“

DISKUSSION Auf Einladung der Ärzteorganisation IPPNW und BIZ diskutieren Afghanistankenner

Von eib
Sher Baz Khan, 32

■ pakistanischer Journalist, promoviert an der Jacobs Universität Bremen über „Krieg gegen den Terrorismus in Afghanistan“.

taz: Herr Khan, Sie kommen aus Pakistan – welche Verbindung haben Sie zu Afghanistan?

Sher Baz Khan: Ich komme aus der Grenzregion im Nordwesten und kenne daher die Stammeskultur. Außerdem lebt ein Teil meiner Familie in Kabul und ich habe als Journalist aus Afghanistan berichtet. Ich war im vergangenen Jahr im Swat-Tal, nachdem dort die Taliban die Kontrolle übernommen hatten.

Heute Abend wird es um die Frage gehen, ob das Militär in Afghanistan für Frieden sorgen kann. Wie denken Sie darüber?

Wie soll Krieg Frieden bringen? Die Situation in Afghanistan ist in neun Jahren nicht besser geworden, täglich sterben dort Kinder, entweder getötet von den Taliban oder von dort stationierten ausländischen Truppen.

Das Militär soll den Wiederaufbau des Landes sichern.

Aber der findet doch gar nicht statt! Es wird keine Industrie aufgebaut. Wer einen Job braucht, kann zur Armee oder zur Polizei gehen. Solange es nicht mehr gibt, werden sich immer wieder junge Männer den Taliban anschließen.

In Deutschland wird der Krieg mit dem Einsatz für die Menschenrechte von Frauen gerechtfertigt.

Die afghanischen Frauen sind heute nicht freier als vor neun Jahren. Und was hat es mit Frauenrechten zu tun, wenn man ihre Männer tötet, auf dass sie dann mittellos als Witwen da stehen?

Aber wie kann ihnen dann geholfen werden?

Durch Verhandlungen mit den Taliban, unter Leitung von Pakistan. Nur so kann ein Frieden erreicht werden, der die Voraussetzung für den Aufbau einer Demokratie ist. Das wird natürlich dauern, Sie können dem Land nicht europäische Werte über Nacht aufzwingen. Interview: eib

Sher Baz Khan diskutiert mit Karim Popal, Amail Safi und Laila Noor über den Krieg in Afghanistan: 20 Uhr, Überseemuseum