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Archiv-Artikel

„Kritik an Sport als Arbeit“

LESUNG Sportlastige Texte vom verstorbenen Rhetoriker und Eimsbüttelfan Walter Jens

Phillip Wahnschaffe

■ 68, Mitorganisator der heutigen Lesung, war bis 2011 Dozent für Politikwissenschaften an der Uni Hamburg (vorher HWP).

taz: Herr Wahnschaffe, geht es bei der Veranstaltung morgen um den verstorbenen Rhetoriker Walter Jens oder um Sport?

Phillip Wahnschaffe: Es geht ausschließlich um Walter Jens, aber eben auch um seine Positionen zu Fußball und Sport.

War Walter Jens Mitglied im Eimsbütteler Turnverein (ETV)?

Es ist leider historisch nicht ganz klar, ob er Mitglied im ETV war oder ob dem ETV nur eng verbunden. Letzteres ergibt sich aus seinen Schriften eindeutig. Aber es gibt keine Mitgliedskarte oder einen eindeutigen Eintrag in irgendeiner Datei. Aber das ist ja auch vollkommen schnuppe.

Trotzdem veranstaltet der Verein einen Themenabend zu Walter Jens.

Der ETV ist eben ein etwas andere Sportverein, der sich auch für solche Geschichtsgrößen interessiert, die Verbindungen zum Verein hatten. Ein Sportverein, der einen Sinn dafür hat, möglichst ohne Scheuklappen durch die Welt zu laufen.

Walter Jens beschäftigt sich in seinen Texten auch mit der politischen Dimension des Sports. Zu welchem Schluss kommt er?

Walter Jens ist durchaus mit der Professionalisierung des Sports und im Wesentlichen natürlich auch der des Fußballs sehr kritisch ins Gericht gegangen. Es gibt einen kurzen Text mit dem Titel „Vorbei, die Eimsbütteler Tage“, der den Wandel des Fußballs darstellt. Galt der Sport in den 30er-Jahren noch als Kunst und Vergnügen, geht es in der heutigen Zeit nur noch um die Arbeit der angestellten Kicker und den Ertrag. Das ist vor allem für all die interessant, die sich Fragen bezogen auf die Geldmaschine Sport und insbesondere Fußball stellen.

Wurde er auch aktiv?

Uwe Naumann, ein Freund von Walter Jens und morgen auch für Fragen und Beiträge anwesend, sagte, Jens hätte sich durchaus auch mit dem Deutschen Fußball-Bund angelegt. Da hätte es wohl auch eine kritische Korrespondenz gegeben, das muss so etwa in den 20er-Jahren gewesen sein. Mehr erfährt man dazu dann morgen. Walter Jens hat die politische Dimension des Sports gesehen und hat sich darum, wie er eben war, Gedanken gemacht.

Welche Bedeutung haben lokale Sportverbände heute für den Bezirk?

Sportverbände sind eine wichtige Institution im Stadtteil und fördern den Aufbau von Netzwerken, die sich auch auf das Quartier und auf den Stadtteil beziehen.INTERVIEW: MIRIAM KERN

Lesung: 19 Uhr, ETV Tennis und Hockey Clubhaus, Lokstedter Steindamm 75