Streit um Discount-Apotheke

Ein Hannoveraner Apotheker verkauft Medikamente für die Hälfte des üblichen Preises. Die Konkurrenz schäumt

Die Eröffnung von zwei „Discount-Apotheken“ sorgt in Hannover für Zoff in der Branche. Bis zu 50 Prozent weniger als üblich kosten bei dem Hannoveraner Apotheker Martin Klein die freiverkäuflichen Medikamente. Kein Gesetz verbietet ihm das. Und das Konzept geht offenbar auf: Statt wie bislang rund 200 Kunden pro Tag kämen nun 600 Kunden, teils auch aus anderen Regionen Niedersachsens, sagt Klein, der gestern seine zweite Filiale eröffnete.

Die Konkurrenz neidet ihm das gute Geschäft: „Wir stören uns vor allem an dem Begriff der Discount-Apotheke“, sagte gestern die Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, Magdalene Linz. Den Kunden werde vorgetäuscht, sie könnten sich Medikamente per Selbstbedienung aussuchen, was jedoch bei apothekenpflichtigen Medikamenten verboten sei. „Arzneimittel sind keine Ramschware“, sagte Linz.

Die Apothekerkammer prüfe jetzt standesrechtliche Schritte, und auch vom Landesapothekerverband kam Kritik: Eine Sprecherin kritisierte, dass durch Dumping-Preise und Einsparungen beim Personal eine sorgfältige Beratung nicht mehr gewährleistet werden könne.

Der Angegriffene weist den Vorwurf, er berate die Kunden nicht genügend, zurück. Niemand könne bei ihm einfach so fünf Packungen Schlaftabletten kaufen, um sich möglicherweise damit umzubringen, sagte Klein. Und niedrige Preise schließen aus seiner Sicht eine gute Beratung nicht aus. Für ihn riecht die Kollegenschelte vor allem nach einem: „Hier wird schmutzige Wäsche gewaschen.“

Discount-Apotheken bieten ihre Produkte derzeit vor allem über das Internet an, auch Klein hat eine eigene Homepage. „Online-Bestellungen von Medikamenten kommen immer mehr in Mode“, sagt die Apothekerkammer, die über diese Entwicklung nicht glücklich ist. dpa