Der Partyking

Der Ole-Faktor wird in Hamburg auf knapp 20 Prozent der Wählerstimmen geschätzt – niedriger dürfte der Wowereit-Faktor in Berlin auch nicht ausfallen. Das besagt: Regierende Bürgermeister können auf höchst unterschiedliche Art die Zuneigung gewinnen. Denn außer der Beliebtheit teilen die beiden höchstens noch die Sympathie für Länderfusionspläne: Auch Klaus Wowereit (SPD) würde gerne das Land Brandenburg aufknuspern. Okay, okay, beide sind schwul, aber bei von Beust hat das nie weiter eine Rolle gespielt. Klaus Wowereit hingegen hatte mit seinem Outing den ersten großen und bislang nachhaltigsten Auftritt gehabt – im Frühsommer 2001 war das, beim Nominierungsparteitag SPD, und die Wendung „und das ist auch gut so“ erwies sich als absoluter Ohrwurm: Schnell unerträglich, aber nicht so ohne weiteres abzuschütteln.

Bei Wowereits Amtsführung spielt das Privatleben die unumstrittene Hauptrolle. Deshalb nennen ihn auch alle nur Wowi. Niedlich! Party hier, Party da, jeder zweite Ringelpietz in der Hauptstadt wird seit 2001 durch die Präsenz des Regierenden zum politischen Event. „Die Stadt braucht Glamour“, ist Kernbotschaft des Regierenden-Programms, das 2005 den Titel trug: „Wowereit bleibt Wowereit“. Es gibt Knutschereien mit B- und C-Promis (weiblich). Es gibt Auftritte in TV-Quizsendungen, die zeigen: der Mann verfügt über eine außerordentlich dürftige Allgemeinbildung, kann damit aber gut umgehen. So weit geht in Berlin die Wowi-Manie, dass rasende Hauptstadtreporter nach lückenloser Tagesablaufkenntnis gieren: Jüngst gab es die Terminkalender-Affäre. Unerhört! Wowi hatte sich geweigert, seine Filofax-Einträge öffentlich zu machen! Die Sache ging vors Verwaltungsgericht – und das erkannte: Der Timer ist keine Akte! In Hamburg wäre die Frage nach von Beusts Kalender ein Skandal gewesen. bes