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Archiv-Artikel

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Freitag wird in der nach ihrer Adresse benamsten Neuköllner Institution Friedelstraße 54 (19.30 Uhr) über „Soziale Bewegungen in Kolumbien“ debattiert, die aus dem hierzulande propagierten Kolumbienbild herausfallen. Dabei gibt es neben Drogenkrieg und Guerilla auch viele sozial Bewegte, die für ein anderes Kolumbien kämpfen. Der Congreso de los Pueblos, ein Zusammenschluss verschiedener sozialer Bewegungsakteuer_innen, etwa indigene und bäuerliche Bewegungen, marginalisierte Stadtbewohner_innen, Studierende, stellt sich im Rahmen dieser Veranstaltung vor und zeigt auf, wie in den vergangenen Jahren eine hoffnungsvolle Bewegung entstehen konnte. Eine Diskussion ist sehr erwünscht.

Am Montag dann wird im Café Morgenrot (Kastanienallee 83, 20 Uhr) das Buch „Against the Nation. Anti-National Politics in Germany“ von Robert Ogman vorgestellt. Es geht um das legendäre „Nie wieder Deutschland“-Bündnis, das gegen die sogenannte Wiedervereinigung opponierte, die ebenso legendäre Kampagne „Etwas besseres als die Nation“ von 1993 und weitere frühe antideutsche und antinationale Bewegungen und Magazine. Der US-Amerikaner Ogman, selbst eher aus der klassischen globalisierungskritischen Bewegung stammend, fragt sich in seinem auf Englisch gehaltenen Vortrag nun, ob und wie an die antinationale Kritik angesichts heutiger Krisenpolitik und Proteste anzuknüpfen wäre.

Am Dienstag wird in der Tempest Library (Reichenberger Straße 63, 16 Uhr) an Gefangene geschrieben – und zwar wortwörtlich. Allmonatlich, nämlich an jedem 4. Dienstag, versammeln sich dort Aktivist_innen und schreiben an Inhaftierte, um denen drinnen das Laben von draußen aus zu erleichtern und, im besten Fall, eine Kommunikation herzustellen. Papier, Stifte und Briefmarken werden gestellt. Was also hält uns auf?

Am Mittwoch schließlich wird in der Baiz (Christinenstraße 2, 19 Uhr) die Biografie von Hermann Knüfken vorgestellt. Knüfken war meuternder Matrose im Ersten Weltkrieg, dann entführte er mit dem Schriftsteller Franz Jung ein deutsches Frachtschiff in die junge Sowjetunion, um dieser beim Aufbau des Sozialismus zu helfen, dann kämpfte er an der Seite der Komintern gegen die Nazis. Ein Aufrechter, aber unorthodoxer Kommunist war er, und seine Memoiren, die unter dem Titel „Von Kiel bis Leningrad. Erinnerungen eines revolutionären Matrosen 1917–1930“ im Basisdruck Verlag erschienen sind, lesen sich mehr als nur spannend.

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