: Mieter nicht reich genug
IMMOBILIEN Auf dem Hamburger Wohnungsmarkt wird es noch enger: Bezahlbarer Wohnraum ist knapp und die Preise für Eigentumswohnungen steigen. Ob die Gegenmaßnahmen des Senats ausreichen, muss bezweifelt werden
VON LISA KRICHEL
In Hamburg eine Wohnung zu finden, kann eine langwierige, teure und bisweilen auch frustrierende Sache sein. Denn der Wohnraum ist knapp, die Mietpreise extrem hoch. Ähnliches gilt für den Eigentumsmarkt. Wohnungsbesichtigungen mit hundert Leuten, insbesondere in den begehrten Vierteln westlich der Alster, sind keine Seltenheit. Doch tut die Stadt genug, um neuen, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen?
1.230 zusätzliche Wohnungen will die Wohnungsbaugesellschaft Saga GWG bis 2012 bauen, kündigten Saga und Stadtentwicklungsbehörde vergangene Woche an. Gleichzeitig wolle man „bei der Vergabe städtischer Grundstücke die Konzeptqualität der Bauvorhaben stärker gewichten als den zu erlösenden Preis“, so Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk von der GAL. Damit solle der Mietwohnungsbau gefördert werden.
So genannte „Wohnungsbauoffensiven“ des Senats sollten schon in den Jahren 2006 und 2008 den Wohnungsbau ankurbeln. Doch ob die Offensiven ihr Ziel erreicht haben, ist umstritten: Auf der einen Seite stehen die Zahlen, die der SPD-Abgeordnete Andy Grote diese Woche vorlegte – anstatt der vom Senat geplanten 2.000 Wohnungen seien lediglich 132 fertiggestellt und 375 begonnen worden. Dem entgegnete die Stadtentwicklungsbehörde, dass Grotes Zahlen sich lediglich auf Wohnungsbau auf städtischen Grundstücke beziehen und es auf privatem Raum ganz anders aussehe. „Bereits 2006 konnten 2.645 Wohnungen neu entstehen“, sagte eine Sprecherin.
Grote warf Senatorin Hajduk vor, mit diesen Angaben Augenwischerei zu betreiben. Vergleiche man die Fertigstellungszahlen vor und nach den Offensiven des Senats, seien keinerlei Unterschiede festzustellen. So baute etwa das Wohnungsbauunternehmen VWN 923 Wohnungen im Jahr 2006, nach Beginn der Offensive 2007 hingegen nur 523 Wohneinheiten – laut Grote ein weiterer Indikator für das Scheitern des Projekts.
So oder so wird deutlich, dass der Bedarf an neuen Wohnungen, der auch nach Einschätzung des Senats bei 5.000 bis 6.000 jährlich liegt, nicht erfüllt wird. Auch die Bilanz der Saga vom letzten Jahr zeigt, dass es der Stadt bislang nicht gelingt, mehr preiswerten Wohnraum zu schaffen. Aus der kleinen Anfrage der SPD in der Bürgerschaft geht hervor, dass die Saga 2009 lediglich 122 Wohnungen neu baute, für 37 Wohnungen wurde eine Baugenehmigung erteilt. Für 2010 sind 230 Neubauten vorgesehen. Durch Verkäufe und Abrisse von Wohnungen hat sich der Gesamtbestand der Saga damit von 129.121 Wohnungen im Dezember 2008 auf 128.957 Wohnungen 2009 verringert. Der Rückgang der Sozialwohnungen fiel noch drastischer aus: Deren Bestand verringerte sich im gleichen Zeitraum um 3.493 auf 46.629 Wohnungen.
Doch nicht nur Mietwohnungen sind von der Krise betroffen. Der Immobilienatlas 2010 der LBS Bausparkasse geht von einer Preissteigerung von 8,5 Prozent für Eigentumswohnungen im Stadtgebiet aus. Am stärksten ist die Hafencity mit etwa 30 Prozent betroffen. Die Zahlen belegen auch die Gentrifizierungsprozesse in bestimmten Stadtgebieten: So stiegen die Wohnungspreise in St. Georg um 19 und in St. Pauli um 18,6 Prozent. Preisrückgänge sind hingegen in Wilhelmsburg und im Schanzenviertel zu verzeichnen.