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Archiv-Artikel

Strahlende Fracht über Hamburger Hafen

ATOMTRANSPORTE Rund 235 Transporte von radioaktiven Stoffen gab es im Jahr 2009 in Hamburg. Das fand die Linkspartei über Anfragen heraus – und fordert den Senat auf, Kompetenzen zu klären und tätig zu werden

Erfasst werden in Hamburg nur jene Transporte, die über den Hafen laufen

Im Jahr 2009 rollten 135 Transporte von Kernbrennstoffen durch Hamburg. Außerdem gab es im zweiten Halbjahr 2009 insgesamt 49 Transporte von so genannten „sonstigen radioaktiven Stoffen“, die über den Hamburger Hafen abgewickelt wurden. Das geht aus den Antworten des Hamburger Senats auf diverse Anfragen hervor, die die Linksfraktion der Hamburger Bürgerschaft gestellt hat.

Rechnet man die Transporte der „sonstigen radioaktiven Stoffe“ auf das Gesamtjahr 2009 hoch, so führt das zu einer Gesamtzahl von rund 235 Atomtransporten „mit radioaktivem und hochgiftigem Material mitten durch Hamburg“, sagt die Linke-Fraktionsvorsitzende Dora Heyenn. Dabei handelt es sich lediglich um jene Transporte, die über den Hamburger Hafen abgewickelt werden. Beispielsweise kam der Sattelzug, der vergangene Woche auf der Autobahn 1 bei Bremen von der Polizei gestoppt wurde, vom Hamburger Hafen. Der LKW hatte 15 Tonnen Uranhexafluorid in einem durchgerosteten Container geladen. Er war unterwegs zur Urananreicherungsanlage in Gronau.

Das Uranhexafluorid war in diesem Fall nicht angereichert, ist laut Gefahrenstoffverordnung aber trotzdem „sehr giftig“. Kommt der Stoff mit Wasser oder auch feuchter Luft zusammen, wird er zu Flusssäure. Nach Einschätzung von Greenpeace wirken 40 Milligramm Fluorwasserstoff auf einen Kubikmeter Luft dann tödlich, wenn sie über 30 Minuten eingeatmet würden.

Die Linke in Hamburg will am Mittwoch einen Antrag einbringen, in dem sie den Senat auffordert, Atomtransporte zu unterbinden. Sie fordert vom Senat, zunächst zu klären, inwieweit die Landespolitik auf Atomtransporte Einfluss nehmen kann. In diesem Punkt nämlich sind die Kompetenzen verworren: Atomtransporte werden vom Bund genehmigt, für die Durchführung im Detail sind dann aber doch wieder die Länder zuständig. Auf Länderebene verzweigt sich die Zuständigkeit dann weiter. Für Transporte von angereicherten Kernbrennstoffen ist in Hamburg die Umweltbehörde zuständig. Den Transport des noch unangereicherten Uranhexafluorids in dem maroden Container ab Hafen wiederum verantwortete die Wasserschutzpolizei.KLAUS IRLER