LESERINNENBRIEFE
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Wo sind wir in zehn Jahren?

■ betr.: „Gefährlicher Helm“, taz vom 16. 7. 13

Radfahrer, die keinen Helm tragen, müssen sich nicht wundern, wenn sie von Autofahrern niedergefahren werden und schwere Kopfverletzungen davontragen, denn Autofahrer sind nun mal so. Frauen dürfen sich nicht wundern, wenn sie keine Burka tragen und dann vergewaltigt werden. Frauen, die danach noch zur Polizei gehen, müssen sich in manchen Ländern über gar nichts mehr wundern. Wundern Sie sich auch nicht, wenn Sie Ihre Meinung im Internet äußern und dann abgehört werden. Diese Syrer sollen sich auch nicht wundern, wären sie doch einfach still geblieben! Also: Helm tragen, Burka überziehen, Maul halten – und wo sind wir in zehn Jahren? ROLF HENTSCHKE, Recklinghausen

Eine Angstkampagne

■ betr.: „Helm auf, Helm ab“, taz vom 20. 7. 13

Das Schlimme an den Helmträgern ist nicht, dass sie glauben, mit einem Helm sicherer Rad zu fahren. Schlimm ist, dass es diese Leute nicht lassen können, anderen Angst vor dem unbehelmten Radfahren zu machen. Und natürlich wirkt so eine Angstkampagne und hält Menschen vom Radfahren ab – viel mehr als sie Menschen motivieren kann, einen Helm zu tragen. Den Autofahrern erzählt niemand, dass es ohne Helm zu gefährlich wäre. Autofahrern erzählt man von ihrer segensreichen Knautschzone und nicht von deren harter Innenseite. Insofern ist die Angstkampagne durchaus erfolgreich. Und bevor jetzt einige der Helmapologeten meinen, es gäbe da aber eine Wahrheit, die sie zu verbreiten hätten, auch wenn diese Wahrheit vom Radfahren abhält: Nein. Radfahren ist nicht besonders gefährlich. Es ist ein gesunder und schneller Weg, sich in der Stadt zu bewegen. Wenn das mehr Menschen machen würden, wären unsere Städte lebenswerter und schöner, und wir hätten weniger unter Zivilisationskrankheiten zu leiden. KLAUS SCHRÖDER, Paderborn

Der Staat sollte sich zurückhalten

■ betr.: „Gefährlicher Helm“, taz vom 16. 7. 13, „Helm auf, Helm ab“, taz vom 20. 7. 13

Niemand schreibt gegen das Helmtragen. Michael Cramer schreibt gegen die Helmpflicht. Dieser Unterschied wird von den Kritikern zumeist gar nicht wahrgenommen. Einen für mich ganz wesentlichen Grund streift Cramer jedoch nur am Rande. Darf der Staat Grundrechte einschränken, um seine Bürger vor Gefahr zu schützen? Statistiken könnten ja auch den Nachweis erbringen, dass Menschen in roter Kleidung weniger Verkehrsunfälle haben oder dass Behelmte weniger Verletzungen durch Haushaltsunfälle erleiden. Darf der Staat hier Ge- und Verbote aussprechen? Hier sollte der Staat sich zurückhalten und es den Versicherungen überlassen, den Unbehelmten gegebenenfalls höhere Prämien abzufordern.

JOHANNES A. PETERSEN, Wentorf

Wem nützt die Helmpflicht?

■ betr.: „Helm ab, Helm auf“, taz vom 20. 7. 13

Bei den Leserbriefen zum Thema Helmpflicht auf dem Fahrrad werden zwei Themen gnadenlos vermischt. Es geht nicht um die Frage, ob ein Helm für Radfahrende sinnvoll ist oder nicht. Es geht beim Thema Helmpflicht darum, ob es für Fahrradfahrten in Zukunft eine vorgeschriebene Kopfbedeckung geben soll. Hier muss sauber getrennt werden. Ich möchte auf keinen Fall jemandem das Tragen eines Fahrradhelms verbieten. Wer einen möchte, kann ihn gerne tragen, in bestimmten Situationen oder meinetwegen auch ständig. Wem nützt denn die Pflicht? Wohlgemerkt nicht der Helm! Die Pflicht nützt den Versicherungen, den Helmherstellern und über Umwege der Autoindustrie. Wenn es wirklich um Sicherheit auf dem Fahrrad ginge, müsste auch über Ellbogen und Knieschützer nachgedacht werden. Nach all den Erfahrungen in den letzten Jahren plädiere ich für die freie Wahl der Kopfbedeckung beim Radfahren.

AXEL GEORGES, Offenburg

Abgetaucht

■ betr.: „Merkel klärt auf, das sie nichts weiß“, taz vom 20. 7. 13

Seit Jahren profitiert der Bundesnachrichtendienst (BND) von seinem amerikanischen Pendant, der National Security Agency (NSA), die den Deutschen alle die Informationen zukommen lässt, die sie selbst nicht erheben dürfen. Man darf davon ausgehen, dass Kanzleramtsminister Pofalla als Geheimdienstkoordinator davon in Kenntnis gesetzt wird, und es ist kaum zu glauben, dass er der Kanzlerin seine Kenntnisse vorenthält. Aber da die ganze Angelegenheit strengstens geheim ist, ist Roland Pofalla zwischenzeitlich abgetaucht, um nicht auch ein „Nichtwissen“ vortäuschen zu müssen. Dafür darf Innenminister Hans-Peter Friedrich, der sich für die Einführung des „Bundestrojaners“ starkgemacht hat, die BürgerInnen zum Selbstschutz auffordern, wohlwissend, dass die großen Internetfirmen wie Google etc. der NSA großzügig gestatten, die Datenmengen bereits vor jeglicher Verschlüsselung abgreifen zu können. Denn das Interesse des Innenministers an einer Aufklärung ist ambivalent, da er die Dienste der Amerikaner viel zu sehr schätzt, als dass er sie einschränken will. Seit bekannt ist, dass die NSA auch EU-Behörden ausspioniert hat, ist die Frage der Industriespionage aufgekommen. Das müsste doch auch die deutsche Kanzlerin umtreiben, die ansonsten die Wettbewerbsfähigkeit über alles stellt. Aber Frau Merkel weiß lieber nichts. HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel