: Wohnen macht arm
GRUNDSICHERUNG Die Kosten für eine Mietwohnung drücken viele einkommensschwache Familien im Norden unter Hartz-IV-Niveau. Das belegt eine neue Studie
Wegen hoher Mieten rutschen viele einkommensschwache Familien in den größten Städten des Nordens unter Hartz-IV-Niveau. In Hamburg, Kiel, Flensburg und Lübeck bleibt ihnen nach Abzug der Miete im Schnitt weniger Geld übrig als der Hartz-IV-Regelsatz von 1.169 Euro im Monat, wie die Bertelsmann Stiftung am Montag mitteilte. Berechnet wurde dies für eine vierköpfige Familie mit weniger als 60 Prozent des regionalen Durchschnittseinkommens, die ein Kind bis sieben Jahre sowie ein Kind zwischen sieben und 14 Jahren hat.
In Flensburg hat eine solche Familie laut Studie nach der Mietzahlung rechnerisch noch 1.015 Euro zur Verfügung – sie liege damit 13 Prozent unterhalb der Grundsicherung. Grund sei vor allem das relativ geringe Durchschnittseinkommen in der Stadt. In Kiel landeten die Familien zehn Prozent, in Lübeck vier Prozent unter Hartz-IV-Niveau. Ausgeben mussten sie für die Miete demnach jeweils etwas weniger als 30 Prozent ihres Haushaltseinkommens.
Im Bremen ist das Bild zweigeteilt. Während in der Stadt Bremen arme Familien wegen der Mietzahlungen um fünf Prozent unter die Grundsicherung rutschen, sind es in Bremerhaven sogar 14 Prozent. In den niedersächsischen Großstädten liegen diese Werte zwischen drei und acht Prozent – einzig in Hildesheim bei 18 Prozent.
Die Lage in Hamburg weicht davon laut Studie erheblich ab. Zwar kommen die Hamburger auf ein relativ hohes Durchschnittseinkommen, gleichzeitig kostet eine für die Familien geeignete Wohnung fast doppelt so viel wie in anderen norddeutschen Großstädten. Mehr als 42 Prozent des Haushaltseinkommens müssten die einkommensschwachen Familien für die Miete investieren. Die Zahlung bedeute für sie, mit ihrem Budget im Schnitt sechs Prozent unter dem Level der Grundsicherung zu landen.
Familientaugliche Wohnungen sind in Hamburg laut Studie zudem rar gesät. Nur eine von 50 Wohnungen sei für einkommensschwache Familien bezahlbar. Dieser Wert liegt auch im bundesweiten Vergleich weit unter dem Durchschnitt. (dpa/taz)