: Opfer eines Zwergenaufstands
KARRIEREN Thomas Middelhoff soll wieder ein „internationales Medienunternehmen“ leiten. Höchste Zeit, dass die Verschwörung von Neidern und Umständen ein Ende hat
VON ULI HANNEMANN
Thomas Middelhoff ist wieder da. Wer erinnert sich nicht an den prozessgeplagten und allseits missverstandenen Beinahe-Retter von KarstadtQuelle? In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung räumt er nun mit all den Lügen und Legenden auf, die sich so hartnäckig um seine Person ranken.
Informationen des Münchner Blattes zufolge soll Middelhoff in Kürze Chef eines „internationalen Medienunternehmens“ werden. Fans der 2010 eingestellten Fix-und-Foxi-Hefte dürften jedoch vergeblich auf einen Neubeginn hoffen. Die in der Comicbranche traditionell schmalen Boni sind mit der Person Thomas Middelhoffs nicht in Einklang zu bringen. Hier kennt jemand seinen Wert, der sich im Wesentlichen daraus speist, nicht schuld zu sein, alle Schuld von sich zu weisen und keine Schuld zu haben. Auch kennt hier jemand die wahren Schuldigen – „die Anderen“: Nachfolger, Insolvenzverwalter, Romanautoren, die Öffentlichkeit und eine ungünstige Konstellation der Sternbilder Ratte, Jacht und Sparschwein.
Dabei sind seine Verdienste sonder Zahl. Er hat den ehemaligen KarstadtQuelle-Konzern in Arcandor umbenannt! Nach dieser Gewaltanstrengung hat er sicher mächtig geschwitzt, kein Wunder, reichte doch die Genialität des dahintersteckenden Plans weit über die vergleichsweise noch fassbare eines Einstein, Hawking oder Schulz hinaus: Der bewusst an einen Fantasieort aus „Herr der Ringe“ gemahnende Name sollte Macht und Stärke beschwören. Leider war dann aber das Gegenteil der Fall, denn Arcandor wurde von den Orks der verfehlten Rettungsstrategie geschleift, denen zudem ein böser Zauberer von innen das Stadttor öffnete – sein Name: Thomas Middelhoff.
So sehen es zumindest die zuständigen Insolvenzverwalter, böse kleine Zwerge, die von nichts eine Ahnung haben. Sie sind es, die, auf der Welle der in Deutschland reflexhaft hochkochenden „wahnsinnigen Neiddebatte“ (Middelhoff) surfend, aus edlen Granden wie Ackermann, Mehdorn und eben ihm regelmäßig zwielichtige Gestalten und Sumpfkröten der Misswirtschaft zaubern. Sie sind es auch, die den Vorwurf der persönlichen Bereicherung und die Verquickung dienstlicher und privater Interessen konstruieren. Dabei weiß doch jedes Kind, dass das Private immer auch politisch, sprich dienstlich ist. In diesem Sinn steht Middelhoff sogar knietief in den Traditionen der Frauenbewegung. Sage da noch einer, so jemand könne im Ernst ein schlechter Kerl sein.
Und, Hand aufs Herz, wollen wir uns denn nicht alle persönlich bereichern? Wollte man das verurteilen, müsste man bereits jeden Gang zum Pfandautomaten verdammen. Denn was dem Spitzenmanager ein 80-Millionen-Bonus, das „weitläufige (gesund!) Anwesen bei Bielefeld (bescheiden!)“ (SZ) und das schlachtschiffgroße (viele Kinder!) Boot in Südfrankreich (Ostwestfalen hat keinen direkten Meerzugang!) ist, ist dem Normalverbraucher der Bon über 10 leere Bierflaschen. Wieder ist es der blanke Neid, der gehässige Vorwürfe an einen tadellosen Wirtschaftsmann schürt.
Da möchte natürlich auch die Staatsanwaltschaft der Bundesrepublik Neidland ihren giftigen Speichel mit in die Verschwörungssuppe spucken. Zu hohe Beraterhonorare, wahnwitzige Boni, seltsame Flugkostenabrechnungen, Vorteilsnahme – herrje, wo gehobelt wird, fallen nun mal Späne! Mag sein, dass bei Bertelsmann und Arcandor die ein oder andere Sache schieflief. Aber immerhin traut Middelhoff sich und packt an. Wünschen wir dem sympathischen Topmanager bei seiner neuen Aufgabe alles Glück der Welt!