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Archiv-Artikel

Grenzscharmützel

KIRGISTAN/USBEKISTAN Bei Kämpfen im Ferghanatal wurde ein Usbeke getötet, ein weiterer verletzt

BISCHKEK taz | Bei Gefechten zwischen Grenztruppen an der kirgisisch-usbekischen Grenze im dicht besiedelten Ferghanatal ist am Dienstag ein Usbeke getötet und ein weiterer verletzt worden. Nach Aussagen der kirgisischen Behörden hatte sich die Einheit des benachbarten Staaten auf kirgisischem Territorium befunden und das Feuer eröffnet. Usbekistan hingegen beschuldigt die kirgisischen Grenzbeamten, die betrunken nach Usbekistan eingedrungen seien.

Der Vorfall ist ein neue Eskalation im Ferghanatal, das sich auf die Staatsgebiete Usbekistans, Tadschikistans und Kirgistans erstreckt. Hier verläuft die Zentralasienroute des Nato-Rückzugs aus Afghanistan, Deutschland unterhält in Usbekistan eine Militärbasis.

Seit Jahren kommt es an der usbekischen Grenze immer wieder zu Toten und Verletzten. Das bevölkerungsreichste Land in der Region schottet sich im Ferghanatal gegen den Nachbarn ab. Die usbekische Grenze wurde mit Zaun und einem Graben befestigt, teilweise ließ Taschkent Abschnitte verminen.

Verhandlungen der Staaten blieben erfolglos. Seit 2012 hat Kirgistan wegen Grenzfragen 21 Protestnoten verschickt. Wie aus regierungsnahen Quellen in Bischkek zu erfahren ist, waren die usbekischen Behörden noch nicht einmal bereit, den Schusswaffengebrauch gegen Frauen und Kinder an der Grenze zu untersagen. Anfang des Jahres brach ein Konflikt um diejenigen Enklaven aus, die sich im südlichen kirgisischen Gebietsarm befinden und von denen drei zu Usbekistan und eine zu Tadschikistan gehören. Es kam zu Geiselnahmen, Blockaden und Massenschlägereien zwischen den ethnischen Gruppen.

Das Tal gleicht seit Jahren einem Pulverfass. Zudem ist es eine Brutstätte von ethnischen Unruhen und Drogenhandel. Geheimdienste befürchten das Einsickern von islamistischen Kämpfern aus Afghanistan. „Die kirgisische und usbekische Regierung ziehen Nutzen aus dem Konflikt“, sagt der Politologe Mars Sarijew in Bischkek. Mit der Schaffung einer äußeren Bedrohung könnten die Fliehkräfte im Inneren gebändigt werden. Aber die Grenzstreitigkeiten könnten aus dem Ruder laufen. Usbekistan drohte 2012 Kirgistan und Tadschikistan mit Krieg, sollten diese den Ausbau der Wasserkraft fortsetzen. MARCUS BENSMANN