Sag mir, wo die Gelder sind

Freispruch für einen wegen Unterschlagung angeklagten Ex-Banker – weil keiner weiß, ob wirklich Bares fehlt

Bremen taz ■ Vielleicht fehlen der PSD Bank in Bremen fast 100.000 Euro. Vielleicht aber auch nicht. So genau weiß das keiner. Die Bank selbst jedenfalls nicht. Dementsprechend ratlos blieb gestern auch das Bremer Amtsgericht.

Angeklagt war mit Uwe W. ein ehemaliger Mitarbeiter der Bank, einst zuständig für die Befüllung der Geldautomaten. Für eben diese soll er Bargeld bei der Landeszentralbank bestellt – und unterschlagen haben. Anfang 2004 war das, kurz vor seinem Ausscheiden aus der Firma. „Ich sollte aus der Bank entfernt werden“, sagte er gestern, sprach dabei von Mobbing und stritt alle Vorwürfe ab. Mit Erfolg.

In Rede stehen einmal 35.000, ein anderes Mal 55.000 Euro. Doch vielleicht fehlt dieses Geld auch nur auf dem virtuellen Konto eines Geldautomaten. Mitunter kam es vor, versuchte Uwe W. zu erklären, dass der Geldautomat zwar anzeigte, kein Geld mehr zu haben, tatsächlich aber über jede Menge Bares verfügte. Weil jedoch die Kunden schon Schlange standen, verzichtete Bankkaufmann W. einfach aufs Zählen. Dauerte zu lange. Er behalf sich statt dessen mit fiktiven Zahlen. Die Berichtigung erfolgte irgendwann später, viel später. Zunächst galt es, möglichst schnell den kaputten Automaten zu überlisten. Die seiner Ansicht fiktiven Geldangaben habe er „einfach ignoriert“, sagt W. Genau auf diesen Zahlen beruhte die Anklage.

Und wenn überhaupt Geld fehlt: Hätte es ja fast jeder in der Bank sein können, sagt W. Der Schlüssel für den Automaten lag jedenfalls offen im Büro, und den vorgesehenen Geheimcode hat die PSD Bank flugs deaktiviert. Aber er war ohnehin in allen Automaten identisch, werksseitig voreingestellt, unverändert übernommen. Auch in Sachen Alarmanlage zeigte man sich großzügig, schaltete sie gerne mal ab. „Das war schon immer so“, sagt W., 17 Jahre lang für die PSD Bank tätig. Der Amtsrichter schüttelte den Kopf ob der „abenteuerlichen Geschichten“. Und schloss die Akten. mnz