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Archiv-Artikel

And the winner is … Jon Stewart!

Der Anblick genügt. Eine kleine Geste reicht aus. Jon Stewart muss eigentlich nur mit den Augen rollen, und schon brüllt sein Publikum vor Lachen. Seit 1996 moderiert Stewart die Sendung „The Daily News with Jon Stewart“, eine Fake-Nachrichtensendung. Und das nicht nur höchst erfolg-, sondern auch sehr einflussreich: Umfragen zufolge beziehen die US-Amerikaner im Alter zwischen 16 und 34 Jahren ihre politischen Informationen hauptsächlich von Stewart – und nicht etwa aus herkömmlichen Nachrichtensendungen. Vor der letzten Präsidentschaftswahl gaben Stewart und sein Team ein gefaktes (ebenso wie die von ihnen verbreiteten Nachrichten) Sozialkundesachbuch mit dem selbstbewussten Titel „America – The Book“ heraus. Über Wochen hielt es sich auf Platz eins der Verkaufscharts.

Am Sonntag nun darf Jon Stewart die 78. Oscar-Verleihung moderieren – und er hat einen Heidenrespekt davor. Seit Wochen schon kokettiert er in seiner Show mit der Gefahr dieser großen Aufgabe, einmal hat er sich sogar einen bekannten US-Filmkritiker eingeladen, damit dieser ihm erklärt, was er alles falsch machen wird. Auch hierzulande wird sein Auftritt kritische Beachtung finden: „Ich bin gespannt, wie er das macht“, sagte Harald Schmidt dieser Zeitung. „Das Publikum unterscheidet sich sehr von seinem gewohnten, und was passiert, wenn niemand über seine Gags lacht?“

Auch Jon Stewart selbst hegt seine – gespielten – Zweifel an der diesjährigen Besetzung der Oscar-Moderation: „Als Unterhalter fühle ich mich sehr geehrt, die Show moderieren zu dürfen … allerdings bin ich als leidenschaftlicher Oscar-Zuschauer auch etwas enttäuscht von der Besetzung. Es sieht so aus, als wäre das nur ein weiterer trauriger Versuch, Billy Crystal vergessen zu machen.“ Der Schauspieler und Komiker Crystal hat die Oscar-Verleihung insgesamt sieben Mal moderiert, zuletzt 2004, und wurde für seine Moderationen mit mehreren Emmys ausgezeichnet. Legendär sind auch die Moderationen des US-Urunterhalters Bob Hope.

Gegen dieses Erbe muss Stewart nun anmoderieren. Und dabei hoffen, dass das illustre Publikum im Kodak Theatre vergessen hat, was der Entertainer 2001 auf die Frage antwortete, warum er seinen Geburtsnamen Jon Stewart Leibowitz ganz offiziell in Jon Stewart abkürzen ließ: „Leibowitz? Das klang einfach zu sehr nach Hollywood.“    STEFAN KUZMANY

In Deutschland ist eine Zusammenfassung der „Daily Show“ wochenends auf CNN zu sehen, zudem im Internet unter www.comedycentral.com.Die Oscar-Nacht wird hierzulande von Pro7 übertragen (Nacht von Sonntag auf Montag, ab 2 Uhr früh)