Zu Gast im Hotel „Zur Urologie“?

Baubehörde und Ortsamt planen die künftige Nutzung des Klinikum-Mitte-Geländes

Lebensformen zwischen Wohnen,Arbeiten undKulturschaffen

Bremen taz ■ Von einer „Riesenchance“ für das Viertel spricht Senatsbaudirektor Uwe Bodemann. „Ein solches Quartier aus Altbauten gibt es sonst nicht in Bremen“, ergänzt Robert Bücking, Leiter des Ortsamtes Mitte.

Die Rede ist von dem guten Drittel des Geländes, von dem sich das Klinikum Mitte trennen will. Bodemann stellte jetzt auf einer Podiumsdiskussion Ideen für die Zukunft des Areals entlang der Straße „Am Schwarzen Meer“ vor: Hinter einem öffentlichen Grünstreifen könnten Wohnungen entstehen, im Inneren des Geländes sei Platz für medizinnahe Dienstleistungen. In der jetzigen Urologie an der Ecke St.-Jürgen-Straße kann er sich ein Hotel für Angehörige und ambulante Patienten vorstellen. Im Publikum regte sich Widerspruch: Wer möchte schon im Hotel „Zur Urologie“ oder in einem Restaurant zu Gast sein, in dem Pathologie-Geruch weht?

Geht es nach Bücking, sollen sich in den Altbauten in der südöstlichen Ecke des Geländes alternative Wohnformen entfalten: Generation übergreifende Wohnprojekte, Lebensformen zwischen Wohnen, Arbeiten und Kulturschaffen. Bücking argumentiert, dass die Grundstücksverkäufe beim TÜV und Radio Bremen die Erwartungen enttäuscht hätten. Der Markt für Grundstücke auch in sehr guten Lagen sei äußerst entspannt, folgert er und ist überzeugt: „Mit einer kleinteiligen Besiedlung ist der höchste Gewinn zu erzielen.“

Bauherrengemeinschaften sollen sich zusammentun und etwa eine Etage eines ehemaligen Klinikgebäudes übernehmen. „Das hilft gegen die Fluktuation.“ Nach Bückings Vorstellung soll die Stadt das Gelände treuhänderisch an eine Agentur übergeben, die die Entwicklung des Quartiers organisiert. In nächster Zeit will er in der Politik für diese Lösung werben.

Der kaufmännische Geschäftsführer des Klinikums, Walter Bremermann, will das Gelände bald verkaufen, gerne schon 2007 – vorbehaltlich der Genehmigung für den Krankenhausum- und neubau durch den Senat. 2011, wenn der Umbau abgeschlossen ist, können die Käufer dann auch von dem Gelände profitieren. Bremermann ist wichtig, das Grundstück nicht stückchenweise zu verkaufen. Daher wünscht er sich erst mal einen einzelnen Investor. Über Bückings Vorschlag, die Entwicklung in die Hand einer Agentur zu legen, ist er aber zu Verhandlungen bereit.

Landesdenkmalpfleger Georg Skalecki bedauert das Versäumnis, vom Gebäudeensemble bisher nur die alte HNO-Klinik unter Denkmalschutz gestellt zu haben. Die Innere Medizin etwa, ein mit seinen hellen und luftigen Krankensälen bahnbrechendes Gebäude aus den 1930er-Jahren, ist nun von Bremermanns Abrissplänen bedroht. Die Augenklinik und die Pathologie zählt Skalecki auch zu dem erhaltenswerten Ensemble, das die Geschichte des Krankenhauses dokumentiert. Beiden steht eine alternative Nutzung bevor. abe