: Gartenschau mit der Motorsäge
NATURSCHUTZ BUND kritisiert „Kahlschlag“ in Wilhelmsburg und mahnt ökologischen Ausgleich an. Fachaufsichtsbeschwerde gegen Umweltbehörde
Eine Internationale Gartenbauausstellung (IGS) und eine Internationale Bauausstellung (IBA) sollen 2013 in Wilhelmsburg präsentiert werden. Die beiden Projekte sind eng miteinander verschränkt.
■ Die IBA soll modellhafte Lösungen für die Planung einer Metropole im 21. Jahrhundert erarbeiten. 2010 stellt sie Zwischenergebnisse vor.
■ Die IGS greift das Thema Metropole mit ihrem Motto „In 80 Gärten um die Welt auf“. Zurück bleiben wird ein gestalteter Park mit Sport- und Freizeiteinrichtungen.
Der Umweltverband BUND hat sich bei Bürgermeister Ole von Beust (CDU) über die Art und Weise beklagt, wie die Internationale Gartenbauaustellung (IGS) 2013 in Wilhelmsburg vorbereitet wird. Die gestern eingereichte Fachaufsichtsbeschwerde richtet sich gegen die GAL-geführte Umweltbehörde, den Bezirk Mitte, den Landesbetrieb Straßen Brücken und Gewässer sowie die IGS-Gesellschaft. Der BUND griff auf dieses Mittel zurück, weil ihm eine Klage versagt ist.
Umweltschützer und Bewohner der Elbinsel sind alarmiert, weil für die IGS in großem Stil Bäume gerodet werden. Das hinterlässt Schneisen und scheint im Widerspruch zu stehen zu der Beteuerung von Umweltsenatorin Anja Hajduk (GAL), mit der IGS werde „nur behutsam in den gewachsenen Naturraum des Geländes eingegriffen“. Das Aufhübschen des Gebiets bedrohe Vögel, Amphibien, Fledermäuse und Libellen, von denen es alleine 30 Arten hier gebe, warnt der BUND.
Der Verband ärgert sich über das aus seiner Sicht zum Teil unrechtmäßige Vorgehen der IGS und der Behörden, sowie über das unerwartete Ausmaß der Rodungen: Bis zu 3.300 Bäume mit einem Stammdurchmesser von mindestens 25 Zentimeter könnten behördlichen Unterlagen zufolge gefällt werden. 6.000 solcher Bäume hat die IGS bisher auf dem 100 Hektar großen Gelände erfasst. Das seien aber noch nicht alle, sagt Sprecherin Ina Heidemann. Die Umweltbehörde geht von 20.000 größeren Bäumen auf dem Gelände aus, deren Größe sie aber nicht weiter spezifiziert.
Dem Bezirk Mitte wirft der Umweltverband vor, Fällungen genehmigt zu haben, obwohl die Bebauungspläne noch gar nicht weit genug gediehen seien. Für den Neubau der Umweltbehörde vor dem Eingang des IGS-Geländes sei ein geschütztes Biotop unzulässigerweise zerstört worden. Die Naturzerstörung für die gesamte Gartenschau werde in zu geringem Umfang ausgeglichen. Und das versprochene Ausgleichskonzept lasse seit einem Jahr auf sich warten.
Für das Maß des Ausgleichs sei zum Teil der Bezirk, zum Teil die Umweltbehörde zuständig, heißt es seitens der IGS. Bis zum 15. Mai werde man ein „Naturschutzkonzept“ vorlegen, das die vielen Ausgleichsprojekte miteinander vernetze – die IGS versuche, die Natur zu schonen, wolle aber auch den zukünftigen Nutzern des Parks gerecht werden. Denn ein moderner Stadtpark mit vielen Freizeitangeboten ist das, was für die WilhelmsburgerInnen bei der Gartenschau herausspringen soll. GERNOT KNÖDLER