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Archiv-Artikel

JÖRN KABISCH ANGEZAPFT Der feine Geschmack von CO2

Kohlendioxid hat keinen guten Ruf. Es treibt die Erderwärmung an und irgendwie muss seine Emission begrenzt werden. CO2 ist aber auch ein Abfallprodukt der alkoholischen Gärung. In Wasser gelöst sagt man dazu Kohlensäure, und als solche finden wir es ganz angenehm.

Kohlensäure ist nicht gleich Kohlensäure. Sie kann dem Gaumen schmeicheln, ihn kitzeln, auch unangenehm stechen. Als vor ein paar Jahren Luxus-Mineralwasser kurzzeitig in Mode kam, schieden sich die Geschmäcker vor allem an den kleinen Gasbläschen.

Auch im Bier spielt CO2 eine wichtige Rolle. Rezens nennt man das. Das hat natürlich auch Einfluss auf das Aroma. Weil starker Gaseinschluss uns auch sauer im Mund vorkommt, treten süße Noten in den Hintergrund. Brauer achten deswegen schon lange auf die CO2-Emissionen. Doch es gibt eine Ausnahme: Das Ungespundete ist ein junges, untergäriges Bier aus dem Bamberger Raum. Der Name leitet sich vom Spundloch im Fass ab, es dient zum Druckausgleich. Durch das CO2 bildet sich ein Überdruck. Damit nicht gleich das ganze Fass platzt, sitzt im Spundloch ein Zapfen, der als Notventil zuerst herausspringen soll. Die Bamberger Brauer verzichten auf diesen Verschluss, der Effekt: ungehinderte Emission, weniger Kohlensäure.

Eine schale Plörre also? Mitnichten. Wenigstens nicht beim Ungespundeten des Buttenheimer Löwenbräus. Durch den zurückhaltenden, feinen Sprudel fließt das honiggelbe Bier cremig um die Zunge, bleibt aber spritzig, dafür sorgen Gras- und Zitrusspitzen am Gaumen. Interessant sind zudem die leichten Holznoten. Zu riechen ist nichts, das ist bei einem so leichten Lager auch nicht zu erwarten, der Abgang ist kurz und knackig. Ein überraschend frisches und nuancenreiches Bier.

Ungespundetes Lagerbier, Löwenbräu Buttenheim, Alkohol 4,8 Vol-%