: Rutschpartie ins Wochenende
Wenn Nordfriesen vor Schnee warnen, meinen sie es ernst. Wer das nicht glaubt, kann sein weißes Wunder erleben
„Fahrt vorsichtig, es hat hier geschneit.“ Der Mann, der die Ferienwohnung einheizen sollte, hatte uns bereits am Telefon gewarnt. Schlau, wie wir sind, machten wir uns dennoch auf den Weg. Schnee hat es oben an der Nordsee doch noch nie so richtig doll gegeben! Auf Höhe des Nord-Ostsee-Kanals dämmerte uns dann langsam, was der gute Mann mit „geschneit“ gemeint hatte. Sichtweite unter 10 Meter, mit Scheibenwischer auf Anschlag. In Schrittgeschwindigkeit also die Kanal-brücke hinunter. Anhalten und in Höhenhorn übernachten – das war unsere Sache nicht.
Zweieinhalb Stunden später sind wir am Ziel, St. Peter-Ording, eigentlich eineinhalb Stunden von Hamburg entfernt gelegen. Die Wohnung war lausig kalt. Dem Mann hatte es wohl zu viel geschneit ...
Was sich so ungemütlich anhört, ist unter Kuschelaspekten nur zu empfehlen: Selten zuvor sind wir enger zusammengerückt. Nach dem Strandspaziergang musste die Tochter, die zu einem Drittel im Schnee verschwand, erst mal warm gerubbelt werden. Als der dreißigste Zentimeter Schnee gefallen und der dritte Schneemann gebaut war, der Samstag sich dem Ende zuneigte, kamen die ersten Zweifel in Hinblick auf die Rückreise: Wie bloß die Autobahn erreichen? Dazu sei gesagt, dass 60 Kilometer Landstraße die Eiderstedter Halbinsulaner von der Autobahn nach Hamburg trennen. Und das an einem Streiksonntag. An Räumdienst war nicht zu denken. Und der Golf mit Sommerreifen ist auch nicht gerade das Gefährt, dem man bei dem Wetter das ungeteilte Vertrauen schenkt. Aus zwei Nächten wurden also drei. Immerhin war die Wohnung inzwischen warm.
Am Montag wagten wir die halsbrecherische Rückfahrt. Den Weg bis zur Autobahn hätte man einfacher mit dem Schlitten zurücklegen können. Auf der Autobahn spritzten LKW den Schneematsch auf unsere Windschutzscheibe. Das Kind wurde langsam unruhig. Wir schafften es nach Hamburg, mit Tempo 70. Eigentlich ist Schneefrei aber eine feine Sache. Für Bahnfahrer.
FOG